Viele Leute verschenken
zu Weihnachten Selbstgemachtes. Andere wünschen sich Selbstgemachtes.
Ich weiss nicht, ob Selbstgemachtes in diesem Jahr mehr im Trend
liegt als im vergangenen Jahr. Aber ich glaube als Autor einer
selbstgemachten Kolumne beurteilen zu können, was die Menschen
an Selbstgemachten fasziniert.
Das
Besondere an Selbstgemachtem ist, dass es selbst gemacht ist.
Etwas mit den eigenen Händen herzustellen scheint in einer kommerzialisierten
Gesellschaft für viele einen höheren Wert zu besitzen als etwas
selbstgekauftes. Dahinter steckt die romatische Vorstellung,
dass es ein besonders grosser Beweis der Zuneigung ist, wenn
ein Mensch sich hinsetzt und für einen anderen etwas bastelt
oder häkelt. In ein Geschäft zu gehen und etws zu kaufen, so
die landläufige Vorstellung, könne jeder.

Ich
kann dieser Sichtweise nichts abgewinnen, weil es nicht zulässig
ist, den Akt des Selbermachens mit dem Akt des Selberkaufens
zu vergleichen. Um etwas selbst zu kaufen zu können, muss man
erst eine Arbeitsleistung erbringen. Ein Beispiel: Um mir ein
Geschenk im Wert von 58 Euro machen zu können, muss ein Mensch,
der 7,25 Euro neto die Stunde verdient, acht Stunden arbeiten.
Der Mensch hat mir also acht Stunden seiner Lebensarbeitszeit
geschenkt. Das ist nicht wenig.
Insofern
besteht ein Zusammenhang zwischen Schenker, Geschenk und Freude.
Wenn mir ein armer Schlucker zu Weihnachten ein paar Nüsse schenkt,
würde ich mich darüber mehr freuen als über einen Mercedes von
Bill Gates.
Nicht alles, was selbstgemacht
ist, ist auch gut. Diese Woche habe ich auf "Spiegel Online"
gelesen: "Selbstgemachter Klimawandel stürzt Maya ins Verderben."
Auch der Hollywood-Star George Clooney mag, wie er der australischen
Tageszeitung "Daily Telegraph" anvertraute, nichts
Selbstgemachtes. Zumindestens will er keine eigene Kinder.
Auf
die Maya werden wir im kommenden Jahr wohl noch zu sprechen
kommen. Sie haben den Weltuntergang für 2012 prophezeit. Da
es sie früher erwischt hat, waren sie der Zeit voraus.
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