Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (16. Oktober 2011)
 
   Frau vs. Bau
 




   
Normalerweise lassen wir an dieser Stelle die zurückliegende Woche Revue passieren. Wenn wir nun vom jahrzehntelang erprobten Konzept abweichen und in die Zukunft schauen, dann muss es dafür einen guten Grund geben. Wir tun es deshalb, weil die Welt von Montag an eine andere sein wird.

   Am Montag, 5.30 Uhr, findet am Stuttgarter Hauptbahnhof die "erste Frauen-Sitzblockade gegen Stuttgart 21" statt. Motto: "Aus!Sitzen. - Jetzt stoppt frau den Bau!" Da stellt man sich zwangsläufig zwei Fragen. Erstens: Warum erst jetzt? Zweitens: Warum so früh?

   Lassen wir uns die Frage zwo zuerst beantworten. Wenn frau um 5.30 Uhr am Stuttgarter Hauptbahnhof sitzblockiert und Bahn-Chef Grube um 6.30 Uhr verkündet, dass er das leidige Bahnprojekt beerdigen wird, dann stehen die Chancen ganz gut, dass frau rechtzeitig wieder daheim ist, um den Kindern das Nutellabrot zu schmieren.

   Das Warum-Jetzt? gestaltet sich schwieriger. Da ist man auf Vermutungen angewiesen. Vielleicht liegt es daran, dass frau gern gut gerüstet in den Kampf zieht. Aus diesem Grund trifft frau sich bereits am Sonntag. 13 Uhr, in der Volkshochschule Stuttgart. Im "Workshop von Frauen für Frauen" geht es um "neue Dimensionen des Protests", "gewaltfreie Kommunikation", "bedingungsloses Grundeinkommen", "X-Achsen-Demokratie selbst machen".

   Es ist uns eine Herzensangelegenheit, daran zu erinnern, dass frau schon immer Teil der Bewegung war. Da gibt es etwa die Gruppe ArchitektInnen für K 21, ein Zusammenschluss von HäuslebeuerInnen, die sich in den Gleisbau vertiefen. Und BUND-Chefin Brigitte Dahlbender, eine Art Maggie Thatcher der Öko-Bewegung, die immer wieder ihre helle Stimme im Schlosspark erhob. Nun aber machen die Frauen gemeinsame Sache und treten auf wie ein Mann.

   Bei all der Euphorie sollte man nicht vergessen, dass Aussitzen von Haus aus eine eher konserative Disziplin ist. In der Union war das üblich, als sie noch nicht von einer Frau, sondern von einem dicken Mann geführt wurde.


 

 

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