Jahrmillionen war der Mensch
vor allem Konsument. Seine Lebensaufgabe bestand darin, dass
er frass, was ihm vorgesetzt wurde - was nicht immer gut ausging,
wie uns der Fall eines gewissen Herrn Adam gelehrt hat. Anstatt
zum guten Buch zu greifen, das ihn hätte auf andere Gedanken
bringen können, blätterte der Mensch im Monatsheft von Stiftung
Warentest. Inzwischen aber hat er sich eines Besseren besonnen.
Nun will er Teil sein im grossen Räderwerk. Er will mitmischen,
mitbestimmen, sich einbringen, partizieren. Das Zauberwort der
Gegenwart lautet Teilhabe.
Nach diesem
gesellschaftspolitischen Exkurs wollen wir uns der US-amerikanischen
Schauspielerin Maggie Gyllenhaal zuwenden. Ihr neuer Film "Hysteria"
spielt im späten 19. Jahrhundert und handelt von der Erfindung
eines Konsumartikels für Erwachsene: Sexspielzeug. Die Betreiber
verschiedener Sexshops waren von dieser Thematik so angetan,
dass sie Frau Gyllenhaal an ihrem Glück teilhaben lassen wollten
und ihr 15 Vibratoren schickten, von denen sie allerdings, wie
sie diese Woche in einem Interview sagte, nur zwei selbst benutzt.
Die anderen würde sie an Freundinnen verleihen. "Schätzchen",
werden sie gesagt haben, "Kann ich auch mal das Teil haben?"
Nach
diesem Abstecher ins tiefe Kalau wollen wir der Schmuddelecke
flugs den Rücken kehren und uns auf die Meersau stürzen. Auch
die kann man neuerdings ausleihen, in der Schweiz, einem Land,
bei dem man eher an das Murmeltier denkt. Offenbar aber hat
die Schweiz auch ein Herz für importierte Nager.
Da
das Meerschwein ein Rudeltier ist, darf es in der Schweiz nicht
mehr in Einzelhaft gehalten werden. Wenn nun etwa eines von
zwei Tieren das Zeitliche segnet, stellt das den Meerschweinchenfreund
vor ein Problem: Soll er sich ein Jungtier kaufen und sich so
dem unendlichen Kreislauf von Tod und Wiederbeschaffung ausliefern?
Nicht nötig, es gibt ja den Mietnager.
Um
das Bewusstsein für das Rudeltier zu schärfen, wollen wir kübftig
Mehrschwein schreiben.
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