Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (25. September 2011)
 
   Teihabe
 

   Jahrmillionen war der Mensch vor allem Konsument. Seine Lebensaufgabe bestand darin, dass er frass, was ihm vorgesetzt wurde - was nicht immer gut ausging, wie uns der Fall eines gewissen Herrn Adam gelehrt hat. Anstatt zum guten Buch zu greifen, das ihn hätte auf andere Gedanken bringen können, blätterte der Mensch im Monatsheft von Stiftung Warentest. Inzwischen aber hat er sich eines Besseren besonnen. Nun will er Teil sein im grossen Räderwerk. Er will mitmischen, mitbestimmen, sich einbringen, partizieren. Das Zauberwort der Gegenwart lautet Teilhabe.

   Nach diesem gesellschaftspolitischen Exkurs wollen wir uns der US-amerikanischen Schauspielerin Maggie Gyllenhaal zuwenden. Ihr neuer Film "Hysteria" spielt im späten 19. Jahrhundert und handelt von der Erfindung eines Konsumartikels für Erwachsene: Sexspielzeug. Die Betreiber verschiedener Sexshops waren von dieser Thematik so angetan, dass sie Frau Gyllenhaal an ihrem Glück teilhaben lassen wollten und ihr 15 Vibratoren schickten, von denen sie allerdings, wie sie diese Woche in einem Interview sagte, nur zwei selbst benutzt. Die anderen würde sie an Freundinnen verleihen. "Schätzchen", werden sie gesagt haben, "Kann ich auch mal das Teil haben?"

   Nach diesem Abstecher ins tiefe Kalau wollen wir der Schmuddelecke flugs den Rücken kehren und uns auf die Meersau stürzen. Auch die kann man neuerdings ausleihen, in der Schweiz, einem Land, bei dem man eher an das Murmeltier denkt. Offenbar aber hat die Schweiz auch ein Herz für importierte Nager.

   Da das Meerschwein ein Rudeltier ist, darf es in der Schweiz nicht mehr in Einzelhaft gehalten werden. Wenn nun etwa eines von zwei Tieren das Zeitliche segnet, stellt das den Meerschweinchenfreund vor ein Problem: Soll er sich ein Jungtier kaufen und sich so dem unendlichen Kreislauf von Tod und Wiederbeschaffung ausliefern? Nicht nötig, es gibt ja den Mietnager.

   Um das Bewusstsein für das Rudeltier zu schärfen, wollen wir kübftig Mehrschwein schreiben.

 

 

Zurück