Hinter uns liegt eine Woche,
in der sich die deutsche Melkfettindustrie eine goldene Nase
verdient hat. Melkfett freut nicht nur das liebe Vieh. Melkfett
haben die Malteser allen Papst-Pilgern ans Herz gelegt. Mit
Melkfett am Vorabend die Füsse einreiben - und es pilgert sich
wie geschmiert.
Als die Männer in unserer
Redaktion dies lasen, fuhren sie ihre Computer herunter bis
in den Keller, sagten ihre Termine im Nagelstudio ab und begannen,
sich gegenseitig die Füsse mit Melkfett zu massieren. Ein Töpfchen
Melkfett steht immer in der Redaktion, da ein hoher Promillesatz
mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt und unter Sitzproblemen leidet.
Es
mag Mittwochnachmittag gewesen sein, als ein brennender Doornkaat
über das Pressehaus hinwegfegte. Die Redakteure zwängten sich
in rote Halbschuhe, luden ein Fass Malteser Weissbier auf einen
Leiterwagen und machten sich Richtung Freiburg im Breisgau auf
den Weg. Besonders der Leiterwagen, gezogen von einem aufrechten
Ressortleiter, könnte ihnen helfen, sie heute inmitten der Menschenmassen
im Badischen zu identifizieren.
Auf
ihrer Wanderung, eine Mischung aus Vatertagsausflug und Karfreitagsprozession,
haben sie sich teils recht freireligiösen Kirchengesängen ("Oiner
geht no") Mut zugesprochen und über Gott und die Welt debattiert.
So sind sie auf der Bodenseeautobahn zwischen Rottweil und Villingen-Schwenningen
der Frage nachgegangen, wie viel Liter Malteser Weissbier ein
mitteleuropäischer Wallfahrer auf 100 Kilometern braucht. Das
sind existenzielle Fragen, auf die auch ein modernes Navigationsgerät
keine Antwort weiss.

Solchermassen
sensibilisiert begannen unsere Pilger - stets die Verkehrsnachrichten
von Radio Vatikan im Ohr - sich kurz vor der Anschlussstelle
Donaueschingen darüber zu wundern, warum im Zusammenhang mit
Papstbesuchen immer von einer Visite die Rede ist. Als ob der
Heilige Vater einen Krankenbesuch macht. Bei Titisee-Neustadt
sahen sie in das Licht eines 40-Tonners, und plötzlich ward
ihnen klar, dass dem auch so ist. Der Heilige Vater besucht
ein hohes Irrenhaus, das darüber streitet, ob ein deutscher
Papst im deutschen Bundestag reden darf. Erst als es dem Papst
gelingt, die Anwesenden mit einem Scherz zum Lachen zu bringen,
kapiert der letzte Hinterbänkler, dass diese Veranstaltung kaum
in eine Kirche hätte über die Bühne gehen können.
Den
Rest des Weges legen unsere Männer schweigend zurück. Einzig
der TV-Redakteur versuchte krampfhaft mit Sprüchen aus der Show
des ehemaligen katholischen Pfadfinders Harald Schmidt ("Berlin
ist arm und sexy. Beim Vatikan ist es genau umgekehrt."),
ein Gespräch in Gang zu bringen. Ihm fehlt die Antenne für den
rechten Glauben.
Wir haben lang überlegt,
ob wie Sie, liebe Leser, auf diese doch intime Reise mitnehmen
sollen. Wir haben es aus einem Grund getan: Sollten Ihnen in
Ihrer Sonntagszeitung etwas wie abgestandenes Bier aufstossen,
können Sie davon ausgehen, dass unsere Pilger nichts dafür können.
Die Schuld trifft das in der Redaktion verbliebene Weibsvolk.
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