Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (04. September 2011)
 
   Haben & Sein
 

   Im Bemühen, die Welt mit jedem Erscheinen dieser Kolumne ein klein weniger freundlicher aussehen zu lassen, wollen wir heute mit einem Vorurteil aufräumen. Es geht um die Annahme, dass Geld den Charakter verdirbt. EIne typisch linke These, vermutlich erfunden von einem armen Schlucker, der damit versuchte, seinen chronischen Geldmangel zu  adeln. Vielleicht steckt auch ein knausriger Sklaventreiber dahinter, der seine Vasallen bei der nächsten Gehaltsverhandlung mit der Behauptung über den Tisch ziehen wollte, dass nur ein kärglicher Salär Garant für einen guten Charakter sei.

   Ich muss zugeben, dass auch ich in meiner Jugend für den Geld-verdirbt-den-Charakter-These empfänglich war, kurzzeitig sogar mit dem Kommunismus geliebäugelt habe. Meine Motivation kam weniger aus der politischen Ecke. Mir ging es darum, finanziell potentere Konkurrenten auf dem Schulhof vor den Augen der Damen als Charakterschweine erscheinen zu lassen.

   Nachdem diese Woche vier deutsche Millionäre in der "Zeit" meinten, dass sie bereit wären, höhere Steuern zu zahlen, fällt einem das Reichen-Bashing schwer. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehört der Popstar Marius Müller-Westernhagen, zu dessen Reichtum auch ich durch den Kauf diverser Schallplatten einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet habe.

   Ich hör sie schon unken, meine altlinken Kumpel: "Diese Schweine, jetzt haben sie uns auch noch genommen, dass wir sie hassen dürfen!" Freunde, Genossen - vielleicht wäre es gewinnbringender, die Gunst der Stunde zu nutzen und unser Verhältnis zum Mammon zu überdenken. Wie sieht es beispielsweise mit der Behauptung aus, Geld allein nicht glücklich macht? Wurde uns das nicht von armseligen Erziehungsberechtigten eingebläut, damit sie uns nichts vom Kindergeld abgeben mussten?

   Was soll das heissen: Geld allein macht nicht glücklich? Schon klar, dass man zum Glücklichsein auch Freunde braucht. Wie aber soll man die sich ohne Geld kaufen?

 

 

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