Nach den ernüchternden Erfahrungen
der Weltkriege eins und zwei hätten wir Deutschen einen militärischen
Konflikt zur Abwechslung gerne auch mal wieder gewonnen, aber
es hat nicht sollen sein. Aussenminister Westerwelle hat uns
beim Lufteinsatz über Libyen nicht mitmachen lassen. Das fanden
anfangs die meisten von uns ganz okay. Jetzt aber, wo das Bombadieren
der Gaddafi-Truppen ruhmreich zu Ende geht, wären wir schon
gern dabei gewesen.
Wir Deutschen stehen
halt oft an der falschen Front. In Afghanistan machen wir pflichtschuldig
mit, aber auf diesem Einsatz liegt kein Segen drauf - schon
gar nicht der von Margot Kässmann. Im Kosovo müssen unsere Soldaten
mithelfen, aus Nichts einen Staat zu bauen, was aber wohl in
tausend Wintern nicht gelingen wird.
Zwar
sieht man in diesen Tagen durchaus mal jubelnde Soldaten mit
deutschen Gewehren in der Hand, aber das sind dann libysche
Rebellen, die Gaddafis Waffenarsenale geplündert haben. Das
ist nun auch nicht gerade eine Erfolgsmeldung, dass deutsche
Gewehre in den Waffenschrank eines irren Diktators gelangen
konnten. Und natürlich will es keiner gewesen sein. Zwar lautet
das Kommando "Gewehr bei Fuss!", aber im internationalen
Waffenhandel, tja, da machen die Gewehre oft, was sie wollen.

Wir
schieben die Schuld an der ganzen Misere einfach mal auf Westerwelle,
unserem Aussenminister ohne Fortüne. Der hat schon so viele
Päckchen zu tragen, da kommt es auf eines mehr oder weniger
nicht mehr an. Westerwelle ist unser Sündenbock. Sehr praktisch.
Jedes Land sollte einen Sündenbock haben.
Italien
zum Beispiel hat Berlusconi, einen in die Jahre gekommenen Schürzenjäger
und Medienmogul. Den können die Italiener für alles verantwortlich
machen, was in ihrem Land schiefläuft. Das geht selbst an einem
Berlusconi nicht spurlos vorbei. Neulich nachts vertraute er
einem Gesprächspartner an, dass Italien ein "Scheissland"
sei, das ihn anekele und das er in einigen Monaten für immer
verlassen werde. Da war die Aufregung aber wieder gross. Regierungschef
beleidigt sein eigenes Land - mamma mia! Und wohin will er denn
bitte auswandern? Nach Libyen etwa?
Schön
wär's allerdings auch gewesen, wenn irgendeiner die Frage aufgeworfen
hätte, wie es eigentlich sein kann, dass Telefonate des italienischen
Regierungschef abgehört und dann der Presse zugespielt werden.
War das Abhören von Prominenten nicht gerade ein grosser Aufreger
in England? Hat nicht auch ein Berlusconi ein paar Rechte?
Gut,
in Italien scheint grundsätzlich jeder jeden abzuhören, und
trotzdem telefonieren die immer noch herum wie wild. Aber würden
wir wirklich wissen aollen, was Guido Westerwelle am späten
Abend mit seinem Freund bespricht? Ist die Zeit nach 23 Uhr
nicht dazu da, alles rauszulassen, was einem auf der Seele liegt?
Die Merkel ist sch..., Deutschland ist sch..., die FDP ist sch...
- wenn man nicht ab und an gewisse Zischlaute von sich gibt,
dann wird man doch krank!
Berlusconi
hat sich übrigens entscheiden, Italien doch nicht zu verlassen
- wegen der Abhöraktion. "Ich bleibe hier, um dieses Land
zu verändern". Das hat der Italiener nun davon.
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