Riechen Sie ihn auch? Den
Sommer? Er ist da. Endlich. Und mit ihm all die wunderbaren
Frittierdüfte und Röstaromen, die wir schon so lange vermisst
haben. Überall brutzelt und schmatzt es. Fettspritzer gross
wie gesottene Hammelhoden zischen durch unsere Waschküchenlüfte,
Cevapcici, dick und glänzend wie Mastdackel, schauen lustig
aus gierigen Schlünden. Deutschen Hinterhöfen entsteigt ein
appetitanregender Nebel aus dampfenden Flip-Flops, schrundigen
Fussballen und den Untiefen eines nicht endenden narkotisierenden
Urlaubsgeschwafels. Glücklich ist, wer vergisst. Und über allem
sanft baumelnde Lampions vor dem nächsten existenziellen Sturmtief.
Herrlich, das.

Doch
wer will das Ewiggleiche auftischen? Damit die kommende Party
auch wirklich den Nachbarbalkon zum Rülpsen bringt, haben uns
prominente Küchenprofis ihre besten Sommerrezepte verraten.
Da wäre die für ihre schwäbisch-berlinischen Hausfrauenrezepte
bekannte Meisterwirtin Angela Merkel, die ausgerechnet in einem
verschwenderischen Pariser Gourmettempel ("Chez Nicola")
mit ihrem französischen Souscheflein ein revolutionäres Sparmenü
für unersättliche europäische Gaumen kreiert hat: Hauchzart
angebratene Bankenkröten, übergossen mit einer salzig-bitteren
Reduktion aus Essig, Tränen und Steuerzahlerschweiss ("Sauce
Malaise"). Nicht kauen, einfach schlucken und zucken, heisst
die neue 3-Punkte-Degustationsregel. Wer will, kann geraspelte
Fingernägel darüberstreuen oder seinen eigenen schmerzenden
Darmwindungen ein kleines Bach'sches Schicksalsmotiv heraushören.
Der perfekte Fatburner für die anstehende Rezzession!
Eine
völlig andere Herdphilosophie propagiert hingegen die Schürzenjägerin
der deutschen Einbauküche, Charlotte Roche. Statt feministischer
Trennkost ("Alice-Diät") empfiehlt sie angehenden
Hausfrauen für ihre kommenden Kochorgien ein bukolisches, analfixiertes
Rezept aus dem 19. Jahrhundert. Schon beim Zuhören läuft einem
das Waser im Schoss zusammen! Als Vorspiel gibt es eine glibberige
Buchstabensuppe, gefolgt vom Pièce de rèsistance, einer knusprig-prosarischen
Schlachtplatte aus gemeinen Gockeln, nicht mehr ganz jungen
Gänsebrüsten, schrumpligen Backpflaumen und erigierten Bratwürsten
(von lokalen Erzeugern). Das wird alles heiss serviert, sehr
heiss ... Schliesslich runden multiple mediale Orgasmen und
reichlich feuilletonistisch-rezenter Käse die herzhafte Völlerei
ab. Ein sündiger Hochgenuss für alle kleingeistigen Schnellbräter
und verhuschten Küchenpsychologinnen.

Wer
sich aber nicht so viel Mühe machen und das Schmurgeln und Kokeln
den wahren Könern überlassen will, vertraut sich dem Catering-Service
der FDP an, und zwar direkt in Berlin. Rössler-Express, ein
Geheimtipp. Leichtverdauliches aus Fernost, garniert mit einigen
fein formulierten Dips für zwischendurch. Genau das Richtige
für Sommerlöcher und andere koalitionäre Verdauungsschwierigkeiten.
Der talentierte Geschäftsführer verspricht prompte Lieferung,
das aber schon seit 100 Tagen. Wir wissen nicht, warum. Deswegen
am besten gleich anrufen und das Bier kalt stellen. Der Sommer
dauert ja nicht ewig. Prost Mahlzeit!
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