Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Juli 2011)
 
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   Nachricht eins: An der Mauer lag es nicht, dass die DDR zusammengebrochen ist. Das hat ein Belastungstest von Mauerresten ergeben. Wäre alles im real existierenden Sozialismus von derart hoher Qualität gewesen wie der antifaschistische Schutzwall, hätte es noch über 100 Jahre so weitergehen können. Statiker der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus bescheinigten den untersuchten Stücken eine anhaltend hohe Standfestigkeit - trotz starker Beschädigungen durch "Mauerspechte". Damit steht dem Gedenken an den Mauerbau vor 50 Jahhren am 13. August nichts mehr im Wege. Die 180 Meter lange Originalmauer an der Gedenkstätte "Berliner Mauer" kann den Untersuchungen zufolge gefahrlos besichtigt werden. Einzig bei Windgeschwindigkeiten von über 180 Stundenkilometern könnte es passieren, dass Besucher von einem der 3,60 Meter hohen Stahlbetonsegmente erschlagen werden. Aber das ist in etwa so wahrscheinlich wie ein Tsunami, der ein deutsches Kernkraftwerk wegspült.

   Nachricht zwei: Nach dem Kater, den uns der Euro beschert hat, steuert Deutschland nun offenbar auf einen Goldrausch zu. Die "Bild"-Zeitung will bereits erste Goldschürfer in deutschen Flüssen gesehen haben, die sich auf die Art eine gesicherte Altersvorsorge angeln wollen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), ebenfalls in permanenten Geldnöten, will dem Treiben allerdings nicht tatenlos zusehen. Um einen Teil der Beute für den Staat abzuzweigen, haben seine Beamte bereits ein Goldwäschegesetz erarbeitet.



   Nachricht drei: Die Schlachtung von "Stuttgart 21" hat nicht funktioniert. Die Gegner des Bahnprojekts wetzen trotz des bestandenen Stresstests weiter die Messer. Schlächter Heiner Geissler will nun einen Psychotherapeuten einschalten, doch im Grunde ist ihm die Angelegenheit allmählich wurst. Die Grünen erwägen, weitere 300 Stellen in der Landesverwaltung zu schaffen, so dass allein die Personalkosten des Landes eine finanzielle Beteiligung an dem Projekt künftig unmöglich machen. Andere fordern ein neues Schlachtungsverfahren, doch ob diese Salamitaktik aufgehen wird?

   Nachricht vier: Ein Abhörskandal wie in England ist nach Recherchen von unserer Redaktion in Deutschland praktisch ausgeschlossen. Eine Befragung unter Kollegen ergab, dass deren Neigung, zum Beispiel die Mailbox von Kanzlerin Merkel knacken zu wollen, gegen Null geht. Es fehle hierzulande einfach an interessanten Perönlichkeiten, bei denen man mal gerne Mäuschen spielen würde, erklärten die angesprochenen Journalisten. Vereinzelt wurde auch darauf hingewiesen, dass in der hiesigen Zunft das technische Know-how für entsprechende Abhörattacken fehle. "Ich schaffe es ja nicht mal, die Nachrichten meiner eigenen Mailbox abzuhören", so ein Kollege.

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