Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. Juni 2011)
 
   Trickreich
 

   In ihrer Zeitung erhalten Sie jeden Tag lebensnotwendige Tipps. Wo es die gesündesten Gurken in Stuttgart zu kaufen gibt. Welchen Wochentag gerade ist. Heute verraten wir Ihnen, wie Sie ein Mittagessen mit Julian Assange überstehen, dem Gründer der Internetplattform Wikileaks. Vorausgesetzt, Sie befinden sich in einer Woche in London und haben in letzter Zeit viel Geld ausgegeben. In London, genau am 2. Juli, findet ein Mittagessen mit Julian Assange statt, das man über das Online-Auktionshaus Ebay ersteigern konnte. Mit einem Höchstgebot von 5400 Pfund (umgerechnet 6100 Euro) ist die Auktion zu Ende gegangen.

   Nehmen wir also an, Sie haben dieses Höchstgebot abgeben und sitzen nun Julian Assange gegenüber. Was soll ich reden?, fragen Sie. Nichts, können wir da nur antworten. Sie müssen wissen: Julian Assange kommt zu diesem Mittagessen nicht alleine. Slavoj Zizek begleitet ihn. Rhetorisch gesehen tun sich also gleich zwei Fronten auf. Slavoj Zizek ist slowenischer Kulturphilosoph, der Mann schreibt über die psychischen Konstellationen des Unterbewussten, er beschäftigt sich mit dem triadischen Modell der drei Strukturbestimmungen der Psyche. Solche Dinge.

   Wie wollen Sie mit so einem Mann ins Gespräch kommen? Indem Sie mit ihm über das Wetter in Ljublijana plaudern, wo er als Philosophie-Professor lehrt? Doch wir wollten Ihnen Tipps geben. Wie wär's damit: Slavoj Zizek (62 Jahre) ist mit einem ehemaligen Unterwäsche-Model aus Argentinien (33) verheiratet. Ein glänzender Anknüpfungspunkt für Small Talk. Dummerweise ist sie die Tochter eines Psychoanalytikers aus Buenos Aires. Womit wir wieder beim triadischen Modell der drei Strukturbestimmungen der Psyche wären.

   Als Slavoj Zizek während eines Zeitungsinterviews einmal in Rechtfertigungsdruck geriet, antwortete er: "Hie rbin ich genauso trickreich wie ein Wiesel", und liess ein paar banale Sätze folgen. Seien Sie auch trickreich wie ein Wiesel. Erzählen SIe Julian Assange und Slavoj Zizek einfach, welcher Wochentag gerade ist. Oder wo es die gesündesten Gurken in Stuttgart zu kaufen gibt. 
 

 




Zehn Gründe gegen ...

... eine Anmeldung beim sozialen Netzwerk Facebook

Freunde, die keiner kennt



1       Der Facebook-Trend

Alles und jeder hat ein Profil bei Facebook, der Mutter aller sozialen Netzwerke. Mehr oder weniger erfolgreiche Sportler sind dort zu treffen, Musiker und Models, Banken und Zeitungen, Biomüsli-Hersteller und Schauspieler. Ach ja, ganz normale Menschen fertigen ebenfalls total individuelle und virtuelle Selbstbildnisse im grössten aller Online-Bündnisse an. Damit präsentieren sie sich ihren Freunden und so ganz nebenbei dem Rest der Welt. Wer mitmacht, ist also lediglich ein Mitläufer.

2       Die Facebook-Idee
Facebook hat mehr als 600 Millionen Mitglieder auf der ganzen Welt. In jeder Sekunde melden sich im Schnitt acht neue Nutzer an. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Idee der Internet-Familie: Alle sollen sehen, was Max Mustermann mag oder nicht mag, ob er Single oder verheiratet ist oder wie er seinen Sonntag verbracht hat. Natürlich kann sich jeder Nutzer dagegen schützen, dass Fremde sein Profil einsehen können. Und man wird auch nicht gezwungen, die Statusmeldungen von Hinz und Kunz zu verfolgen. Doch dann handelt man ja der Idee der Gemeinschaft absolut zuwider. Eigentlich bräuchte man sich dann gar nicht erst anzumelden.

3       Der Facebook-Gründer
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist den wenigsten seiner Kunden persöhnlich bekannt. Also können sie nicht beurteilen, ob er sympathisch ist oder ein echtes Ekel. Auch aus dem Film "The Social Network", der von ihm und seiner Geschäftsidee handelt, lässt sich das nicht ableiten. Fest stehth: Zuckerberg ist mit 27 Jahren einer der jüngsten Milliardäre der Welt. Dass er sein Vermögen selbst verdient hat, verdient höchsten Respekt. Aber es scheint, als müsse man ihm nicht unbedingt noch beim Geldverdienen helfen. Ein Grund mehr, sicht nicht anzumelden.

4       Das Facebook-Gedächtnis
Es gibt ja die Volksweisheit: Ein Elefant vergisst nichts. In diesem Sinn ist Facebook ein waschechter Dickhäuter. Eine Anmeldung sollte deshalb wohlüberlegt sein. Einmal dabei, weigert sich das Netzwerk elefantengleich, die gespeicherten Daten jemals zu vergessen und wieder zu löschen. Sogar, wenn sich ein Nutzer endgültig verabschieden möchte. Eine Anmeldung ist wie ein Eheversprechen. Nur eine Scheidung gibt es nicht.

5       Der Facebook-Geburtstag
Es gibt keine schlimmere Art, jemanden Glückwünsche zum Geburtstag zu übermitteln, als mit einer Nachricht auf Facebook. Der eigentliche Sinn von Glückwünschen ist doch, dem anderen zu zeigen, "Ich denke an dich".In diesem Fall weiss jeder, das Denken hat das Netzwerk übernommen. Denn der Gratulant wurde per E-Mail an den Ehrentag erinnert.

6       Die Facebook-Partys
Unlängst wollte ein Mädchen namens Tessa aus Hamburg Geburtstag feiern. Sie lud Freunde via Facebook zum Festchen ein. Tessa klickte auf den falschen Knopf und versendete ihre Einladung versehentlich an 16 000 Menschen. 1600 Facebook-Nutzer tauchten tatsächlich in der beschaulichen Hamburger Wohngegend auf. Dabei braucht es doch für eine gute Party nur eine Handvoll guter Freunde.

7       Die Facebook-Freunde
Fragen Sie doch einfach mal einen Menschen auf der Strasse: "Entschuldigung, wie viele Freunde haben Sie?" Zwischen "Leider keine" und "Etwa 20" dürfte alles dabei sein. Aber "Mehr als 130" wird wohl kaum einer sagen. Doch der durchschnittliche Facebook-Nutzer hat eben so viele Freunde im Netz. Ob er die alle wirklich kennt?

8       Die Facebook-Zeitfalle
Wer sein Profil auf Facebook ständig auf dem neuesten Stand halten möchte, muss eine Menge Zeit investieren. Im Schnitt verbringen die Mitglieder rund eine Stunde ihres Tages in dem sozialen Netzwerk. Ganz schön unsozial, wenn man bedenkt, dass man allein vor dem Computer hockt.

9       Der Facebook-Hass
Es gibt also viele Gründe, sich nicht bei Facebook anzumelden. Doch es gibt eine Sache, die ist schlimmer als Facebook: Nutzer, die ihren Hass auf Facebook genau dort ausleben. Es gibt eine ganze Reihe von Mitgliedern des Netzwerkes, die sich darin einig sind, dass sie das Netzwerk eigentlich gar nicht mögen. Sie versenden untereinander Videos, Bilder oder Kommentare, mit denen sie ihre Meinung über Facebook zum Ausdruck bringen. Dafür nutzen sie dann meist Facebook.

10       Das Facebook-Fazit
Noch sind weltweit 6,4 Milliarden Menschen nicht bei Facebook angemeldet. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Verblüffend.


 

 

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