Es war wieder eine dieser
Wochen, die Astronomenherzen höher schlagen pulsieren liess.
Das Magazin "Science" berichtete von einer Explosion
in einer Milliarden von Lichtjahre entfernt liegenden Galaxie.
Ein schwarzes Loch habe einen Stern, eine ganze Sonne in Stücke
gerissen. Vom Sternenschredder war die Rede, von einer kosmischen
Baustelle mit historischen Ausmassen. Namhafte Forscher rieten
der Bevölkerung zur Besonnenheit, die Erde sei von diesem Naturschauspiel
nicht betroffen.
Wirklich? Unsere Horoskop-Redaktion
rät zur Vorsicht. Sie beobachtet seit geraumer Zeit eine besorgniserregende
Zunahme von Schwarzen Löchern und Baustellen in den Nachbargalaxien.
Gerade im Spätfrühling verwandelt sich manch eine Stadt in einen
kreischenden Schlund, aus dessen Tiefen Betonfräsen und Vibrationsstampfer
infernalische Sinfonien entweichen lassen. Die Menschenkiefer
zittern. Die Strassen sind mit Plomben übersät, Zahnärzte kommen
mit dem Füllen nicht mehr nach, schicken Kassenpatienten gleich
in den Baumarkt. Auf alles legt sich Zementgriess. Immer häufiger
sieht man hüstelnde Jungmütter mit grau melierten Säuglingen
auf dem Arm. Nach Regen fallen Tauben wie Betongranaten vom
Himmel, so dass bei Manufactum die Luftschutzkeller "Alte
Nicolaischule" ausverkauft sind. Beim Spaziergang im Park
weiss man nie: Ist das die eigene Frau, ein seniler Herbert-Grönemeyer-Fan
oder doch ein Schiller-Denkmal?

Überall
liegt Alteisen im Weg wie ein rostender Fussballkapitän. Unübersehbar
klaffen an bildungsbürgerlichen Prestigebauten Risse, bröckelt
die Fassade, der silvanablonde Edelputz. Schnell hochgezogene
Dissertationen verwandeln sich in karrieristische Steinbrüche.
Was vor kurzem noch grün und sauber schien, bekommt einen schmierigschwarzen
Überzug. Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel. Was steckt
nur hinter dem Phänomen des Grünenschredderns? Wieder so ein
niedersächsischer Biohof? Oder doch die undurchdringliche Supernova
der Union, die schwarze Angela-Gravitation, welche alles aufsaugt,
atomar aufspaltet, bis nur noch ein kümmerlicher Sternenrest
übrig bleibt, ein schwach glimmendes grün-gelb-rotes Wetterleuchten?
Auch
anderswo geht die Angst um. Wer abends einen zu viel hebt, in
der lauschigen Bahnhofsgegend von Stuttgart etwa, verschwindet
beim Nachhausetorkeln plötzlich in einem frisch ausgehobenen
Krater. Achtung, Grube, will man noch schreien, aber niemand
ist da. Man vernimmt aus der Bodenlosigkeit nur noch ein zufriedenes
Rülpsen. Das Loch lebt, die Kreatur schaut in die Röhre. Das
Leben? Ein Dixie-Klo.
Und was sind
schon 3,5 Milliarden Lichtjahre im Vergleich zum Appetit des
Monsterlochs auf dem südlichen Balkan, das alles in seinem realitätsfernen
Strudel zieht wie eine Flasche Ouzo vor Sonnenaufgang? Der Grieche
immerhin wehrt sich gegen das Verschwinden im Verdauungstrakt
der intergalaktischen Grossfinanz und wirft Pflastersteine in
die schmatzende Leere. Doch ausser einem leichten Sodbrennen
in Brüssel, was auch von selbst gezogenen Sprossen herrühren
könnte, ist nichts zu spüren. Es ist hoffnungslos. Am Ende siegt
noch immer das ewige Loch.
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