Mit 19 Salutschüssen hat
der amerikanische Präsident dieser Tage unsere Kanzlerin empfangen.
19 Schüsse! Das ist viel, das ist grossartig, mehr geht fast
nicht. Kein Bericht über den USA-Besuch von Angela Merkel kam
ohne die 19 Schüsse aus. Meist wurde sogar gleich in der Überschrift
geschossen, so dass wir dem Ereignis folgende Bedeutung zumessen
müssen: So egal, wie Barack Obama immer tut, sind wir Deutschen
ihm gar nicht. Wir sind ihm immerhin 19 Schüsse wert.
Und
keiner wurde verletzt, das muss an dieser Stelle auch mal positiv
erwähnt werden. Saltschüsse sind gar nicht so ungefährlich,
wie viele glauben, selbst wenn dabei in der Regel nur Platzpatronen
verwendet werden. Baden-Württembergs früherer Ministerpräsident
Erwin Teufel hat vor Jahren mal einen Hörschaden erlitten, weil
er bei der Einweihung eines Tunnels im Südbadischen zu nah an
einem der Ballermänner stand. Immer wieder kommt es zu Klagen
vor Gericht von Menschen, die ein Knalltrauma oder Tinnitus
aufgrund von Salutschüssen geltend machen. Wobei die Gerichte
in der Regel sehr verständnisvoll sind - gegenüber den Salutschüssen.
Die wenigsten Klagen haben Erfolg.
Es
würde an dieser Stelle zu weit führen, die Geschichte der Salutschüsse
auszubreiten. Sagen wir es mal so: Irgendjemand aus militärischen
Kreisen hat irgendwann angefangen, aus Freude, zur Begrüssung,
zum Abschied oder zu sonstigen Anlässen rumzuballern. Das Ganze
ist ein Phänomen: Salutschüsse sind furchtbar laut, sie verpesten
die Luft - und trotzdem hat sich dieses seltsame Ritual durchgesetzt.
Fast jede Dorfkirmes wird so eröffnet. Es gibt Monarchien, die
über 100 Schuss in die Luft jagen, wenn ein Thronfolger geboren
wird. 100 Schuss! Das lässt die 19 Schüsse für Frau Merkel in
einem etwas anderen Licht erscheinen, aber gut. Wir wollen nicht
kleinlich sein. Zumal der Amerikaner die Schüsse ganz aus der
Ferne erklingen liess. Kein lautes Geballer. Keine Verletzte.
Das war freundlich. Er kann ja auch anders, der Amerikaner.

Nichtdestotrotz
sind Salutschüsse natürlich so was von gestern. Ein altmodisches,
männliches, fast schon gewaltsames Ritual. Aber keiner sagt
was dagegen. Wo ist eigentlich Frau Kässmann, wenn man sie mal
braucht? Warum lässt man zur Begrüssung nicht ein paar Friedenstauben
fliegen oder Luftballons in die Luft steigen? Glaubt Obama wirklich,
dass er unsere Kanzlerin mit ein paar Böllerschüssen beeindrucken
kann? Frau Merkel ist eine Naturwissenschaftlerin, kein Bauchmensch.
Sie mit Kanonenschüssen umschmeicheln zu wollen, funktioniert
nicht. Auf dem Ohr, Mister President, ist Misses Mörrkell taub.
Was
das Ergebnis des USA-Besuchs angeht, so halten wir es mit Frank-Walter
Steinmeier, der vor einigen Tagen die Leistung der schwarz-gelben
Bundesregierung schon mal historisch eingeordnet hat: "Die
sind angetreten. Die sidn abgetreten. Dazwischen war nicht viel",
sagte der SPD-Fraktionschef. So war das in Washington auch.
Frau Merkel ist gelandet. Sie ist wieder abgeflogen. Dazwischen
war nicht viel. Oder doch: Dazwischen waren die Salutschüsse.
19 Stück, ein Wahnsinn. Doch man muss leider sagen: Viel Lärm
um nichts.
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