Während die Weltgemeinschaft
noch leidenschaftlich darüber diskutiert, ob man sich über den
Tod von Osama bin Laden mordsmässig, nur ein bisschen, klammheimlich
oder überhaupt nicht freuen darf, müht sich unsere Redaktion
um eine historische Einordnung. Sie war diese Woche mit der
Frage beschäftigt, ob Osama bin Laden nur als Terrorfürst oder
als Terrorpate in die Geschichte eingeht, konnte sich aber bis
zum Redaktionsschluss noch zu keinem Ergebnis durchringen.
Nach
einem insgesamt doch recht erfolgreichen Auslandseinsatz von
bis an die Zähne bewaffneten militärischen Aussendienstmitarbeitern
der USA weiss die Welt jetzt endlich wieder, wer Chef im Ring
ist. Gerade als Angehöriger eines deutschsprachigen Volksstammes
muss man neidlos anerkennen, dass der Amerikaner eher das Zeug
zum Weltpolizisten hat als unsereins.
Was
damit gemeint ist, wird klar, wenn man sich folgende Szene vor
Augen führt: Frau Merkel tritt nach der Eliminieruung eines
Erzfeindes vor die Fernsehkamera. Sie hält, mühsam ein Kichern
unterdrückend, eine kurze Ansprache an das deutsche Volk, die
in diesem Satz gipfelt: "Der Gerechtigkeit ist genüge getan."
Obwohl er grammatisch korrekt ist, wäre der Satz nie in die
Geschichte, oder wie ihr pfälzischer Ziehvater gesagt hätte,
in die Geschichte eingegangen. Ganz anders die Worte, die der
US-Präsident Obama an die Amerikaner und den Rest der Welt gerichtet
hat: "Justice has been done." Stünde das Weisse Haus
in der Wüste von Nevada, hätte das Drehbuch einen Ritt in die
untergehende Sonne vorgeschrieben. Mangels Gaul und Zentralgestirn
musste Obama auf die Wirkung des Teppichs vertrauen.
Mit
einer gewissen Regelmässigkeit lassen wir uns in dieser Kolumne
zu der Behauptung hinreissen, dass die Welt nicht mehr so ist
wie zuvor. Nie war diese Feststellung treffender als heute.
Ist Ihnen der Satz "Da wäre ich gern Mäuschen gewesen"
geläufig? Können Sie vergessen. Auf "Spiegel online"
war ein Interview mit einem jungen Pakistani zu sehen, der sich
um zwei Karnickel gekümmert hat, die sich bis vor kurzem auf
bin Ladens Anwesen herumgetrieben und Zutritt zum Hausherrn
gehabt haben sollen. Künftig heisst es: "Da wäre ich gerne
Kaninchen gewesen."

War
sonst noch was? In China ist ein Sack Reis umgefallen. Verstehen
Sie mich jetzt bite nicht falsch. Ich will damit nicht sagen,
dass sonst nichts passiert ist. Per elektronischer Post hat
mich ein Film erreicht, auf dem man sieht, wie in China ein
Sack Reis umfällt.
Kein Mensch weiss
nach dieser dramatischen Woche, was von Osama bin Laden bleiben
wird. Ist's am Ende nur die Warnmeldung von April 2002, die
im deutschen Südwesten für Angst und Schrecken gesorgt hat?
Bei der Polizei hatte sich ein Anrufer gemeldet, der Osama bin
Laden auf der A8 bei Stuttgart-Möhringen gesehen haben wollte.
Auf dem Beifahrersitz eines 3er-BMW älteren Baujahrs. Wäre die
Meldung echt gewesen, hätte die Fildermetropole Möhringen jenen
Platz in der Geschichte einnehmen können, der nun der pakistanische
Garnisonstadt Abbottabad zukommt.
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