Wie die Zeit vergeht. Diese
Woche jährte sich zum 25. Mal der Todestag von Simone de
Beauvoir. Gemeinsam mit Inge Meisel, Johann Lafer und dem
edelstahlgebürsteten Microwellengrill mit Umluftfunktion prägte
die Pariser Intellektuelle wie keine zweite das Selbstverständnis
der modernen deutschen Hausfrau. Ihre leider eng bedruckten
und selten zu Ende gelesenen Bücher trugen dazu bei, die Frau
aus jahrtausendealter Abhängigkeit vom Mann zu befreien. Doch
was ist heute noch zu spüren vom kämpferischen Esprit der Beauvoir?
Unsere Redaktion, bekannt für ihre emanzipatorischen Reportagen,
femininen Horoskope und zart durchscheinenden Textspitzen, hat
sich umgehört.
 Heidi
Klum: Wow! Simone de ... wer? Ist das dieser fetthaarige
Wischmopp, den ich letztens aus meiner Show rausgeschmissen
habe? Wow! Na, die hat kein Foto verdient. Neee! Wow! Die Trapeznummer
hat die total versaut. Um es auf den Catwalk nach Paris oder
zum Dirndl-Shooting zu schaffen, musst du als Model alles geben!
Besser sein als wie die anderen! ÜBEN, ÜBEN, ÜBEN! Mädels, nehmt
ein Beispiel an mir. Wow! Bloss nicht lesen, nie denken, täglich
sechs Liter Wasser, Brust raus und zum Mittag ein Tic Tac! Wow!
Hunger ist besser als wie Sex. Wow!
Alice
Schwarzer: Ah, die Beauvoir! Ich kann mich noch genau
an unsere erste Begegnung erinnern. Mai 1970. Ich hatte endlich
einen Termin bei dem grossen Sexistenspezialisten Jean-Paul
Satre! Interviewzeit: 30 Minuten zum Thema "Schielen oder
revoltieren?" Und da lag ich nun in Satres Mansarde am
Boulevard Raspail. Ich war noch jung, straff, offen für alles.
Dann, kurz vor dem Ende des Gesprächs, dreht jemand den Schlüssel
im Schloss und betritt den Raum: Es ist Simone de Beauvoir.
Sie wirft einen irritierten Blick auf mich und meinen selbstgehäkelten,
mittlerweise von einem glimmenden Gitanes-Stummel völlig ruinierten
Minirock. Sie oder ich, denke ich, doch Satre entscheidet sich
für die alte Schlampe. Feigling! Danach gründete ich "Emma"
und trug nur noch blickdichte Strumpfhosen.
Kristina
Schröder: Hören Sie, ich habe keine Zeit für Ihre seltsamen
Fragen. Wenn Sie mehr Elterngeld wollen, sind Sie bei mir an
der falschen Adresse, ich spende nämlich nix. Sie sehen doch,
ich bin schwanger. Und blond. Und das ist das Wichtigste zurzeit.
Ausserdem muss ich noch die Servietten bügeln, weil meine beiden
verdammten Nannys noch ... huch, mein Mann kommt gleich nach
Hause. Gehen Sie, schnell!
Thomas
Gottschalk: Beim Dreh zu "Die Supernasen" hatte
ich ein feministisches Erweckungserlebnis. Ich las "Das
andere Geschlecht" von Simone de Beauvoir und erkannte:
Ich bin eine zärtliche Lesbe, gefangen in einem männlichen Körper.
Bald darauf verlies ich Mike Krüger und wurde erfolgreiche Talkshow-Moderatorin,
anders als Sonja Zietlow. Ich kaufte Lockenwickler, trug Kleider
wie aus Tausendundeiner Nacht, quatschte ohne Sinn drauflos
und betatschte meine weiblichen Gäste. Als hybrides Wesen habe
ich es geschafft, die gläserne Decke zu durchstossen. Dank Simone
bin ich der letzte Trost für alle deutschen Sofafrauen mit Tränensäcken
und flusigem Haar.
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