Der Journalist Mel Gussow
wurde am 19. Dezember 1933 in New York geboren. Er wuchs in
Hempstead, Long Island, auf, studierte Journalismus an der Columbia
University Graduate School of Journalism. Ende der 50er Jahre
war Gussow in der US-Armee und schrieb für die Militärpostille
"The Army Heidelberg", dann wechselte er zum Wochenmagazin
"Newsweek". Mel Gussow war 35 Jahre lang Theaterkritiker
der "New York Times". Er starb vor sechs Jahren an
Knochenkrebs. Einer seiner wohl bekanntesten Artikel erschien
diese Woche. Es war der Nachruf auf die Hollywood-Diva Liz Taylor.
"Spiegel-Online"
titelte am vergangenen Donnerstag unter der Rubrik "New-York-Times-Blamage":
Toter schreibt Nachruf auf Liz Taylor" und zitierte genüsslich
die Online-Zeitung "Huffington Post": "Es ist
üblich, dass Medien Nachrufe auf Berühmtheiten schon vor deren
Tod in Auftrag geben. Nicht üblich ist allerdings, dass Nachrufschreiber
vor Veröffentlichung des Nachrufs sterben." Die "New
York Times" schrieb, der Nachruf von Mel Gussow sei zu
schade gewesen, um ihn wegzuwerfen. Ich bin Schwabe und auf
der Seite der "New York Times".
Ich
habe mir, soweit es meine Englischkenntnisse zuliessen, den
Nachruf von Mel Gussow auf der Homepage der "New York Times"
durchgelesen. Dabei bin ich auf die Aussage gestossen, dass
Misses Taylor die Inkarnation der Schönheit sei. Inkarnation
wird für gewöhnlich mit Fleischwerdung übersetzt. Ich glaube,
das trifft es im Fall von Liz Taylor ziemlich genau.
Ich
selbst habe schon viele Nachrufe geschrieben. Manche sind bereits
erschienen. Andere warten noch auf eine Veröffentlichung. Der
Fall Mel Gussow hat mich dazu bewogen, in falle eines vorzeitigen
Ablebens meinerseits meinen Kollegen zu erlauben, an meiner
statt einen anderen Autor zu nennen. Das ist zwar nicht ehrlich,
verhindert aber Komplikationen.
Es
gibt nur einen Nachruf, bei dem das nicht nötig ist. Das ist
der Nachruf, den ich auf mich selbst geschrieben habe.
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