Leider müssen wir Sie enttäuschen,
verehrte Doktoranden, Verteidigungsminister und Juristen. Die
folgende Umfrage unter namhaften Fussnotenspezialisten wurde
weder gut zitiert noch schlecht kopiert. Sie ist einfach nur
frei erfunden. Sollten Sie allerdings dieses Machwerk in Ihrer
Dissertation verwenden, und zwar ohne Nennung der Quelle, wären
wir für Ihre Diskretion äusserst dankbar.
Basch
Mika, Autorin: Die Sache mit den Fussnoten? Ein Skandal!
Selbstverständlich plädiere ich für die Einführung einer Fussnotenquote.
Gerade in meiner neuen Streitschrift sind erfolgreiche Fussnoten
in aussichtsreichen Positionen eine Seltenheit. Dabei sind die
Dummerchen meiner Meinung nach selbst schuld an ihrer Misere.
Nach der kopflosen Verbindung mit einer dominiernden Zahl lassen
sie sich vom akademischen Haupttext bald an den unteren Rand
drängen, lungern antriebsschwach vor Kindergärten herum und
stossen beim nächtlichen Geschlechterkrampf an gläserne Steppdecken.
Verkrümelmentalität statt Selbstverantwortung!
Manolo
Blahnik, Schuhdesigner: Um ehrlich zu sein. Ich bin ganz gierig nach
Fussnoten. Gerade in den ersten Frühlingstagen atme ich tief
und befreit ein. Wenn die schönen Frauen nach einem langen,
harten Winter ihre kleinen, aufgeweichten Füsse in meinen unmenschlich
hohen Sandalen wund laufen und unter den Tischen eines Strassencafés
heimlich lüften, krieche ich auf allen vieren, hechle, sabbere,
schnüffle ich an herabhängenden Pflastern und nässenden Knorpeln
- und ich bin selig.

Johann
Lafer, Koch: Damals, als ich noch in einem steirischen
Würstelstand Ceranwissenschaften studiert habe, kochte ich für
meine hungrigen Kommilitonen oft mein Leibgericht: Gefüllte
Schweinefussnoten mit pedikürten Knoblauchzehen in einem reduzierten
Slibowitzsud. Das Rezept habe ich aus einer kyrillischen Gebrauchsanweisung
für schmackhafte Landminen transkribiert. Ein Gedicht für alle
Sinne, vor allem zum Frühstück. Die schwammige, dampfende Textur
der Fussnotenballen steigt einem schnell zu Kopf, und mit der
Zeit wird man recht damisch von dem Zeug. Aber im deutschen
Fernsehen merkt das eh keiner. Baba.
Helene
Hegemann, Schriftstellerin: Ich kann wenig dazu sagen. Ausser vielleicht:
Kopieren geht über Promivieren. Fussnoten verwende ich prinzipiell
nicht, weil ich diese hochgestellten Zahlen auf meiner Tastatur
noch nicht gefunden habe. Verdammt. Na, wichtig ist nur, dass
man authentisch rüberkommt. Und lassen Sie mich jetzt in Ruhe.
Ich schreibe gerade von mir selbst ab.
Maria
Furtwängler, Schauspielerin: In dem vieldiskutierten Zweiteiler "Schicksalsjahre"
spiele ich die schöne Ursula, eine langbeinige Pianistin beim
U-Bootkommando der Marine. Ich haue ohne Unterlass auf die Klavitur
des Leidens. Mit regungsloser Mimik entlocke ich dem Trümmermarsch
in ach-Moll (Knöchelverzeichnis 1933) von Wilhelm Gustloff Furtwängler
für zwei schrundige Hände und eine Stalingradorgel ohrenbetäubende
Fussnoten der Geschichte. Am Ende geht alles unter in meinem
blonden Lockenmeer: ZDF-Tanker, fesche Matrosen und kitschige
Drehbücher. Wunderbar.
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