Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (30. Januar 2011)
 
   Toyotaaa!
 

   Der einzige echte "Mister-Tagesthemen", den wir jemals hatten, der grosse Hanns Joachim Friedrichs, hat gesagt, man erkenne einen guten Journalisten daran, dass er sich nie mit einer Sache gemein mache. Und dass er nicht gemein ist.

   Lassen Sie sich nicht in die Irre führen. Dies ist kein verspäteter Nachruf. Hier geht es um Rückrufe. Die Häme in der Stimme des Radiokommentators war nicht zu überhören, als er am Mittwoch verkündete, dass der japanische Autokonzern Toyota weltweit 1,6 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten rufen müsse, zur Überprüfung der Benzinleitungen. Kaum denkbar, dass der Mann so einen Ton angeschlagen hätte, wenn es um ein Produkt aus heimischen Anbau gehandelt hätte.

   Wenn ich mich für unsere Freunde aus Fernost einsetze, dann tue ich dies aus freien Stücken - und nicht, weil mir Toyota einen nagelneuen Lexus vor die Tür gestellt hat (was ja nicht so bleiben muss.) Ich verstehe die niederen Beweggründe des Hörfunkkollegen, es verhält sich mit Toyota wie mit dem FC Bayern. Wenn der potenzielle Tabellenführer eine übergebraten bekommt, lacht der Rest der Welt. Ich kann da nicht mitlachen. Weil die Japaner mit "Nichts ist unmöglich - Toyotaaa!" unseren Wortschatz bereichert und dafür gesorgt haben, dass sich der Komiker Wigald Boning einst als Werbeträger ein Zubrot verdienen konnte.

   Für mich sind Rückrufe nichts Ehrenrühriges. Hätten wir Deutschen eine Kultur des Rückrufs entwickelt, wären wir oft schon besser gefahren. Warum nicht mal einen dummdreist daherschwätzenden Politiker in die Werkstatt zurückbeordern und ihn auf Dichtheit durchchecken? Warum nicht einen Manager aus dem Verkehr ziehen, bevor der Karren vollends im Dreck steckt?

   Nämliches gilt für Kolumnisten. Ich habe hier schon Kalauer vom Stapel gelassen, da wäre ich heilfroh gewesen, wenn ich sie hätte zurückrufen und wie einen defekten Benzinschlauch auswechseln können. Bei Toyota ist nichts unmöglich. Bei uns schon.
 

 

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