Der einzige echte "Mister-Tagesthemen",
den wir jemals hatten, der grosse Hanns Joachim Friedrichs,
hat gesagt, man erkenne einen guten Journalisten daran, dass
er sich nie mit einer Sache gemein mache. Und dass er nicht
gemein ist.
Lassen Sie sich nicht in
die Irre führen. Dies ist kein verspäteter Nachruf. Hier geht
es um Rückrufe. Die Häme in der Stimme des Radiokommentators
war nicht zu überhören, als er am Mittwoch verkündete, dass
der japanische Autokonzern Toyota weltweit 1,6 Millionen Fahrzeuge
in die Werkstätten rufen müsse, zur Überprüfung der Benzinleitungen.
Kaum denkbar, dass der Mann so einen Ton angeschlagen hätte,
wenn es um ein Produkt aus heimischen Anbau gehandelt hätte.
Wenn
ich mich für unsere Freunde aus Fernost einsetze, dann tue ich
dies aus freien Stücken - und nicht, weil mir Toyota einen nagelneuen
Lexus vor die Tür gestellt hat (was ja nicht so bleiben muss.)
Ich verstehe die niederen Beweggründe des Hörfunkkollegen, es
verhält sich mit Toyota wie mit dem FC Bayern. Wenn der potenzielle
Tabellenführer eine übergebraten bekommt, lacht der Rest der
Welt. Ich kann da nicht mitlachen. Weil die Japaner mit "Nichts
ist unmöglich - Toyotaaa!" unseren Wortschatz bereichert
und dafür gesorgt haben, dass sich der Komiker Wigald Boning
einst als Werbeträger ein Zubrot verdienen konnte.
Für
mich sind Rückrufe nichts Ehrenrühriges. Hätten wir Deutschen
eine Kultur des Rückrufs entwickelt, wären wir oft schon besser
gefahren. Warum nicht mal einen dummdreist daherschwätzenden
Politiker in die Werkstatt zurückbeordern und ihn auf Dichtheit
durchchecken? Warum nicht einen Manager aus dem Verkehr ziehen,
bevor der Karren vollends im Dreck steckt?
Nämliches
gilt für Kolumnisten. Ich habe hier schon Kalauer vom Stapel
gelassen, da wäre ich heilfroh gewesen, wenn ich sie hätte zurückrufen
und wie einen defekten Benzinschlauch auswechseln können. Bei
Toyota ist nichts unmöglich. Bei uns schon.
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