Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. Januar 2011)
 
   Schmerz und Sühne
 

   Es war seit Jahrhunderten vermutet worden, doch seit einigen Tagen haben wir die Gewissheit. Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass Schmerzen Schuldgefühle verringern. Offenbar sehen Menschen Schmerzen als eine Möglichkeit, für ein eigenes Vergehen zu bezahlen. Sich selbst täglich nach dem Frühstück eine Ohrfeige zu geben, kann nach Meinung der Wissenschaftler helfen, die subjektiv empfundene Gerechtigkeitsbalance wiederherzustellen. Zuweilen helfen kräftige Schläge mit der flachen Hand bei niedrigem Blutdruck und Migräne.

   Das wäre auch die Erklärung für die Vorstellung vieler Religionen und Psychosekten (CSU, RTL), dass man sich durch ritualisierte oder selbst zugefügte Schmerzen von seinen Sünden reinwaschen kann. Das beste Beispiel dafür ist der Spiessrutenlauf der Elektrotechnikerin Ilse A,. die sich seit einiger Zeit einbildet, gleichzeitig die Ministerin von ausgemergelten Kleinbauern, von Schrumpflöhnen geplagten Grossfamilien und gierigen Futtermittelkonzernen zu sein, was ein schier unverdaulicher Widerspruch in sich ist.

   Doch die eingebildete Ministerin hat nach anfänglichem Brechreiz begonnen, wacker die schlierige Giftbrühe auszulöffeln, die ihr die Giftpanscher eingebrockt haben. Überraschend, wie gut Ilse A. die parteipolitischen Koliken und juristischen Flatulenzen überstanden hat. Nach einer apathischen Phase mit fiebrigen Ausfällen lächelt sie wieder, beseelt, wenn auch blass und mit Augenringen wie Benzolringen.



   Grösseres Magenweh wird auch aus einem Dschungelcamp in Düsseldorf gemeldet. Bei der Ekelprüfung im Haushaltssumpf ist die Kandidatin Hannelore Kraft, eigentliche eine gute Allesfresserin, durchgefallen. Die warzige Riesenkröte, die ihr das Verfassungsgericht zu schlucken gab, hat sie nicht vertragen, holte keinen der erhofften 1,3 Milliarden Sterne und lief am Ende rot-grün an. Dem eilig herbeigerufenen Doktor Bob flüsterte sie matt ins Ohr: "Ich bin nur ein SPD-Starlet - hol mich hier raus!"

   Anders als diese entkräftete Kandidatin bekommen die Dschungelcamper im fernen Australien gar nicht genug vom Schmerz und von der Sühne. Sie ertragen nicht nur sich selbst jeden Tag, was schon schrecklich genug ist, nein, sie lassen auch biblische Regenfälle, Stromschläge, Schleimduschen und minderbemittelte Frauen in Kakerlakenkostümen über sich ergehen. Eine erbarmungslose Folter, die nur mit den Zuständen in der Kommune I zu vergleichen ist oder den Weihnachtsfeiern in unserer Redaktion. Unter den Insekten im Regenwald geht nun die Angst um. Manche versuchen sich in das selbstgerechte Haupthaar von Rainer Langhans zu flüchten, wo allerdings schon andere Kleinsäuger seit Jahren die besten Plätze besetzt halten.

   Sollten auch Sie, geneigter Leser, noch etwas auf dem Kerbholz haben ud ihre Gerechtigkeitsbilanz frisieren wollen, geben SIe sich nun eine Ohrfeige. Vielleicht noch eine? Fester! Sehr gut. Anderseits haben SIe auch diese Kolumne bis zu Ende gelesen, was schmerzhaft genug war. Falls Sie aber immer noch nicht genug haben: Lesen Sie weiter, immer weiter. So lange, bis Doktor Bob winkt. Aua und Aah.

 

 

Zurück