In deutschen Lande4n
schwelt ein merkwürdiger Disput. Es geht ums Vergessen. Jahrzehntelange
hat man uns eingebläut, man dürfe nicht vergessen. Niemals!
Ich erinnere micht nicht mehr daran, was man nicht vergessen
darf. Aber ich erinnere mich immerhin noch gut daran, dass da
was war. Das ist mehr, als man von einem Vertreter des vergesslichen
Geschlechts erwarten darf.
Wir erinnern
uns: Wenn es jemals einen Unterschied zwischen Männlein und
Weiblein gab, dann den, dass Männlein vergessen können und von
dieser Eigenschaft lebhaft Gebrauch machen. Frauen tun sich
mit dem Vergessen eher schwer. Dies ist der einzige Grund, warum
Männer von sich behaupten können, die seien weniger nachtragend
als Frauen. Sie sind nicht von Natur aus grossherzigere, bessere
Menschen. Aber wem die Gabe des Vergessens in die Wiege gelegt
wurde, dem bleibt oft gar nichts anederes übrig, als zu vergeben.

Nun
aber wollen Politiker das Vergessen in Deutschland zur Tugend
erheben. Schuld daran ist, wie so oft, wenn sich im Leben etwas
ändert, das Internet. Das Internet besitzt eine Eigenschaft,
die wir bisher nur von Frauen kannten: Es vergisst nichts. Das
kann praktisch sein, macht aber manchen Menschen (nicht nur
Männern) Angst - vor allem solchen, die nach einer durchzechten
Nacht schon mal lustige Bilder ins Internet gestellt haben und
dabei vergassen, dass ihre berufliche Lebensplanung noch nicht
abgeschlossen ist. Die Hoffnung dieser Leute ruht auf einem
digitalen Radiergummi, der das Internet vergesslich macht, ihm
also männliche Züge verleiht. Wieder andere Menschen sagen,
so ein digitaler Radiergummi ist nichts als ein frommer Wunsch,
es funktioniert nicht.
Wenn dem so
ist, dann sollte man konsequent sein und das Internet in die
Internet umbenennen. Für Männer wird das nicht leicht zu ertragen
sein, auch wenn sie schon länger ahnen: Es kann kein Zufall
sein, dass Web & Weib so dicht beieinanderliegen. Ihre einzige
Hoffnung beruht darauf, alles schnell wieder zu vergessen.
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