Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (16. Januar 2011)
 
   Ommm, Ommm, Omelette
 

   Lassen Sie sich von der Form dieser Kolumne nicht in die Irre führen. Hier geht es um eine rundum runde Sache, auch wenn der Text eckig daherkommt. Es wird SIe kaum überraschen, wenn wir uns 14 Wochen vor Ostern dem Ei zuwenden.

   Natürlich wäre es ein Leichtes gewesen, unsere auf den Osterninseln beheimatete grafische Support-Abteilung eiligst anzuweisen, diese Kolumne ausnahmsweise in Eiform erscheinen zu lassen. Aber wir hätten befürchten müssen, dass Sie das abgeschreckt hätte wie ein mit kaltem Wasser übergossenes Frühstücksei. So hätten Sie sich den Text nie einverleibt.

   Das Ei, das in so wunderbaren Wortschöpfungen, wie vermaledeite Eigenheimzulage, Eierliköreispreis oder Vielweiberei in der Mandschurei vorkommt, war in den vergangenen Tagen in aller Munde. Selbst der Seeigel trägt ein Ei in sich, auch wenn man es nicht hört.

   Bevor es ans Eingemachte geht, noch ein Hinweis in eigener Sache. Sie können sicher sein, dass es sich bei jedem in diesem Printprodukt auftauchendem Ei um ein Rückstandloses, also einwandfreies Ei handelt - ganz gleich ob es grossgeschrieben wird wie in Einzelhandelskauffrau oder klein wie einäschern. Ausserdem können Sie davon ausgehen, dass wir zur Herstellung der Farbfotos ausschliesslich Eierfarben von Bio-Ostereiern verwendet haben. Besonders Stolz sind wir darauf, Ihnen eidesstattlich versichern zu können, dass wir als einzigeste Sonntagsausgabe weltweit heute auf eierschalenfarbenen Papier erscheinen.



   Während das Gros der Verbraucher bisher zwischen Boden- und Hodenhaltung zu unterscheiden wusste, ist nun klar: Im Grunde gibts es nur gute und schlechte Eier. Gute Eier erkennt man daran, dass sie den Zusatz Bio tragen und weggehen wie warme Semmeln. Schlechte, dass sie mutmasslich bis unters Dach mit Dioxin belastet sind und wie Blei in den Regalen liegen. Dem aktuellen Dioxin-Skandal haben wir es zu verdanken, dass wir endlich wissen, warum sich konventionell gehaltens Federvieh mit dem legen leichter tut. Nicht nur die Schwerkraft zieht die Eier aus dem Huhn heraus, auch belastende Gifte beschleunigen den Fall.

   Russisch Roulette zu spielen, ist ein vergleichsweise harmloser Zeitvertreib, wenn man bedenkt, dass es bis vor kurzem noch Menschen in dieser Republik gab, die stinknormale Legebatterieware zur Zubereitung von russischen Eiern verwendet haben. Wie nach jeder Katastrophe von einiger medialer Tragweite wird auch dieses Mal die Welt danach nicht wiederzuerkennen sein. Nie mehr werden wir einträchtig Harry Belafontes "Eiland in the Sun" lauschen können, ohne dass wir eine Sturmflut vor den Salmonellen aufziehen sehen. Die Preise von Bio-Eiern dürfte bis Ostern die von Farbergé-Eiern überflügeln.

   Lassen Sie uns diese kleine Sonntagsandacht mit einer im Buddhismus gebräuchlichen Meditationsübung schliessen: Ommm, Ommm, Omelett.

   Falls es irgendjemand interessiert: Obwohl wir uns ei der Daus! verkniffen haben, ist es uns gelungen, in dieser Kolumne 78 Ei unterzubringen. Nur, falls Sie sich fragen, warum Ihr Cholesterinspiegel verrückt spielt.

 

 

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