Lassen Sie sich von der
Form dieser Kolumne nicht in die Irre führen. Hier geht es um
eine rundum runde Sache, auch wenn der Text eckig daherkommt.
Es wird SIe kaum überraschen, wenn wir uns 14 Wochen vor Ostern
dem Ei zuwenden.
Natürlich wäre es
ein Leichtes gewesen, unsere auf den Osterninseln beheimatete
grafische Support-Abteilung eiligst anzuweisen, diese Kolumne
ausnahmsweise in Eiform erscheinen zu lassen. Aber wir hätten
befürchten müssen, dass Sie das abgeschreckt hätte wie ein mit
kaltem Wasser übergossenes Frühstücksei. So hätten Sie sich
den Text nie einverleibt.
Das Ei, das
in so wunderbaren Wortschöpfungen, wie vermaledeite Eigenheimzulage,
Eierliköreispreis oder Vielweiberei in der Mandschurei vorkommt,
war in den vergangenen Tagen in aller Munde. Selbst der Seeigel
trägt ein Ei in sich, auch wenn man es nicht hört.
Bevor
es ans Eingemachte geht, noch ein Hinweis in eigener Sache.
Sie können sicher sein, dass es sich bei jedem in diesem Printprodukt
auftauchendem Ei um ein Rückstandloses, also einwandfreies Ei
handelt - ganz gleich ob es grossgeschrieben wird wie in Einzelhandelskauffrau
oder klein wie einäschern. Ausserdem können Sie davon ausgehen,
dass wir zur Herstellung der Farbfotos ausschliesslich Eierfarben
von Bio-Ostereiern verwendet haben. Besonders Stolz sind wir
darauf, Ihnen eidesstattlich versichern zu können, dass wir
als einzigeste Sonntagsausgabe weltweit heute auf eierschalenfarbenen
Papier erscheinen.

Während
das Gros der Verbraucher bisher zwischen Boden- und Hodenhaltung
zu unterscheiden wusste, ist nun klar: Im Grunde gibts es nur
gute und schlechte Eier. Gute Eier erkennt man daran, dass sie
den Zusatz Bio tragen und weggehen wie warme Semmeln. Schlechte,
dass sie mutmasslich bis unters Dach mit Dioxin belastet sind
und wie Blei in den Regalen liegen. Dem aktuellen Dioxin-Skandal
haben wir es zu verdanken, dass wir endlich wissen, warum sich
konventionell gehaltens Federvieh mit dem legen leichter tut.
Nicht nur die Schwerkraft zieht die Eier aus dem Huhn heraus,
auch belastende Gifte beschleunigen den Fall.
Russisch
Roulette zu spielen, ist ein vergleichsweise harmloser Zeitvertreib,
wenn man bedenkt, dass es bis vor kurzem noch Menschen in dieser
Republik gab, die stinknormale Legebatterieware zur Zubereitung
von russischen Eiern verwendet haben. Wie nach jeder Katastrophe
von einiger medialer Tragweite wird auch dieses Mal die Welt
danach nicht wiederzuerkennen sein. Nie mehr werden wir einträchtig
Harry Belafontes "Eiland in the Sun" lauschen können,
ohne dass wir eine Sturmflut vor den Salmonellen aufziehen sehen.
Die Preise von Bio-Eiern dürfte bis Ostern die von Farbergé-Eiern
überflügeln.
Lassen Sie uns diese kleine
Sonntagsandacht mit einer im Buddhismus gebräuchlichen Meditationsübung
schliessen: Ommm, Ommm, Omelett.
Falls
es irgendjemand interessiert: Obwohl wir uns ei der Daus! verkniffen
haben, ist es uns gelungen, in dieser Kolumne 78 Ei unterzubringen.
Nur, falls Sie sich fragen, warum Ihr Cholesterinspiegel verrückt
spielt.
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