Tiere kommen mir nicht ins
Haus, da können mein Sohn und meine Tochter noch so lange quengeln.
Mir reichen meine Kinder. Ich will damit nicht behaupten, dass
Kinder Tiere sind. Oder doch: Genau das will ich behaupten.
Auch Kinder kommen nicht, wenn man sie ruft. Auch Kinder schmutzen.
Auch Kinder hinterlassen überall Häufchen. Und ob sie jemals
unsere Rente zahlen werden, ist nicht sicher.
Bevor
jetzt der Kinderschutzbund und das Jugendheim bei mir aufkreuzen,
bitte ich darum, mich anzuhören. Ich bin kein schlechter Mensch.
Ich liebe Kinder. Aber ich würde gerne nur ein einziegs Mal
durch meine Wohnung gehen, ohne dass ich über einen Ball stolpere
oder eine Socke aufheben muss. Ich weiss, das ist Erziehungssache.
Ich habe versagt. Ich hätte meine Kinder von klein auf daran
gewöhnen müssen, Dinge nicht liegen zu lassen. Das hätte ich
tun sollen. Bei jedem Ding, das herumliegt, müsste man eigentzlich
das Kind zu sich rufen, mit dem ausgestreckten Finger nach unten
zeigen und sagen: "Heb das bitte auf!" Und wenn es
sich weigert, dann müsste man eigentlich die Nase des Kindes
in das DIng hineindrücken, so wie das angeblich Hundebesitzer
tun, wenn ihr Liebling mal in die Wohnung gemacht hat.
Entschuldigung,
liebe Reformpädagogen, es war nicht so gemeint. Das mit dem
Hineindrücken nehme ich selbstverständlich zurück. Man sollte
natürlich mit dem Kind ruhig und vernünftig drüber reden. Man
sollte sagen: "Du, das finde ich nicht gut, dass du ständig
deine Dinge in der Wohnung verstreust." So wär's richtig.

Aber
hat irgendjemand Zeit für so was? Ich meine, Kinder haben heutzutage
sehr, sehr viele Dinge, die sie herumliegen lassen können. Es
wäre ein Vollzeitjob, mit dem Zeigefinger hinterherzugehen.
Mama und Papa müssen aber beide arbeiten. Um Geld zu verdienen,
damit sie ihren Kindern - zu Weihnachten und so - Dinge kaufen
können, nach denen sich die Eltern dann wieder bücken können.
Der Kreislauf des Aufhebens.
Die Zeitschrift
"Eltern family" hat mal über 1600 Kinder gefragt,
von wem sie denn - ausser ihren Eltern - noch erzogen werden.
Auf Platz eins landeten Oma und Opa mit 54 Prozent. 34 Prozent
nannte Lehrer als mitwirkende Kräfte. Es folgten Onkel und Tanten
und Geschwister und so weiter. Ich habe mir das jetzt noch mal
durchgelesen, weil ich einen Hinweis darauf finden wollte, wie
sich mein Problem lösen lässt, dass ich meine Kinder zu viel
Aufhebens mache. Und tatsächlich, eine Elfjährige kam zu Wort.
Sie sagte: "Wenn ich bei Oma bin, erzeiht mich Oma. In
der Schule die Lehrer. Bei meiner besten Freundin erzeiht mich
ihre Mutter mit. Und auch die Katze!" Die Katze? Wie das
denn? Dazu die Elfjährige: "Wenn etwas auf dem Boden liegenbleibt,
zum Beispiel Klamotten, pinkelt sie drauf." Warum bin ich
nicht selbst draufgekommen?
Also gut,
meine lieben Kinder, ihr habt gewonnen: Morgen gehen wir ins
Tierheim. Damit wir aber auch das richtige Tier für euch finden,
nehmt doch bitte ein paar Klamotten mit, die auch dreckig werden
können.
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