Die Weihnachtszeit ist die
Zeit der Rückmeldungen. Wer das Jahr über brav war, bekommt
etwas schönes geschenkt. Komisch ist nur, dass meist auch die
was Schönes bekommen, die nicht brav waren. Nicht selten sogar
kriegen die grössten Rotzlöffel die grössten Pakete.
Die
Idee, die hinter Rückmeldungen steckt, ist ja ganz gut. Wir
sagen uns alle ehrlich und konstruktiv die Meinung und beherzigen
das dann. Dadurch wird die Welt dann jeden Tag besser. Es funktioniert
bloss nicht.
Eine meiner ersten Erfahrungen
mit Rückmeldungen machte ich in Vietnam. Wir buchten eine organisierte
Busreise ins Mekong-Delta. Auf der Rückfahrt bekamen alle Touristen
einen Zettel, auf dem sie ein "Feedback" geben sollten.
Feedback heisst ja, wörtlich genommen, so was wie "Zurückfüttern".
Also gab ich dem Affen Zucker. Ich schrieb, dass alles wunderbar
gewesen sei. Aber vielleicht, vielleicht hätte der Reiseleiter
uns noch ein bisschen mehr erzählen können. Es war wirklich
eine vorsichtige, höchst konstruktive Kritik. Ohne eine solche
Kritik macht ein Feedback eigentlich überhaupt keinen Sinn.
Aber
was geschah? Der vietnamesische Reiseleiter brüllte mich an,
als er meinen Zettel gelesen hatte. Warum ich nicht meinen verdammten
Mund aufgemacht hätte, wollte er wissen. Alle im Bus schüttelten
den Kopf über mich. Wie kann er nur, jetzt wird der arme Reiseleiter
bestimmt entlassen. Das Ende vom Lied war, dass ich einen neuen
Zettel schrieb, auf dem keine Kritik mehr enthalten war. So
war's dann genehm.
 Seitdem
gebe ich nur noch höchst ungern Rückmeldungen. Gerade bekomme
ich ich fast täglich Mails von Internethändlern, bei denen ich
Weihnachtsgeschenke gekauft habe. "Bitte bewerten Sie Ihren
Verkäufer!", schreiben sie. Pustekuchen, denke ich. Ihr
wollt doch nur hören, dass alles prima war. Ich bin aber ein
Schwabe. Nichts geschwätzt, ist bei uns genug gelobt. Ich melde
mich schon, wenn was nicht in Ordnung war. Aber ich wette: Das
wollt ihr dann gar nicht hören. Dann meldet ihr euch und wollt
mich überreden, die Kritik zurückzunehmen. Es wird eine lange
Debatte folgen wie in diesem vietnamesischen Bus. Darauf habe
ich keine Lust.
Ich selbst bekomme
ja auch keine gescheiten Rückmeldungen. Wenn ich zum Beispiel
meine Frau nach dem Sex frage "Na, wie war ich?",
dann ernte ich meist nur ein müdes Lächeln. Manchmal schlägt
sie sogar nach mir. Was will sie mir damit sagen? Wie soll man
sich da verbessern?
Ach ja, bevor ich
es vergesse: Das Ding der Woche ist der "Kaffeevollautomat
WMF 800 black". Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan
Mappus (siehe Bild) hat das Teil am Donnerstag Bundespräsident
Christian Wulff geschenkt. Wulff war, glaube ich, zum Antrittsbesuch
in Baden-Württemberg. Und dann kriegt der gleich so ein Gerät
für 1750 Euro überreicht. Einfach so. Ich meine, der Mann hat
doch noch gar nicht viel geleistet. Das ist wie mit dem Friedensnobelpreis
für Barack Obama. Das war auch keine Belohnung, sondern eine
Art Vorschuss. Was draus geworden ist, wissen wir ja. Kein Wort
mehr. Wutbürger ist das Wort des Jahres. Wie ich das bewerte?
Fragen Sie nicht.
|