Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (12. Dezember 2010)
 
Was wissen Sie über Schnee?
   

   Vorsicht! Nehmen Sie meine Hand! ... Achtung, das Auto! ... Pass auf, Alter, könnte glatt sein! ... Schau dir diesen Radfahrer an, ist der noch ... bei dem Wetter?! .. Da vorn liegt schon wieder einer, hoffentlich nichts Ernstes. Neulich, bei meiner Nachbarin, der Oberschenkelhalsbruch ... 259 Kilometer hinter einem Schneeräumer hergefahren, bis ich merkte, dass er in die falsche Richtung ... Diese und ähnliche Wortfetzen wurden in den vergangenen Tagen in die Redaktion gewirbelt, weshalb die Idee reifte, etwas über Schnee zu schreiben.

   Leicht gesagt! Was soll man über Schnee schreiben? Dass er entsteht, wenn sich in den Wolken feinste Tröpfchen unterkühlten Wassers an Kristallisationskeimen anlagert und dort gefrieren? Dass die entstehenden Eiskristalle nach unten fallen und durch den Unterschied des Dampfdrucks zwischen Eis und unterkühltem Wasser weiter anwachsen? Dass der entstehende Schneematsch durch osmotischen Druck direkt in die schlecht isolierten Winterschuhe aus einem asiatischen Billiglohnland eindringt, dort die Socken durchweicht und zu einem Gefühl führt, als bade man in einer Melasse aus stinkenden Grünalgen?


   Dass der Haftungswert eines durchschnittlichen Winterreifens umgekehrt prozentual zur Intelligenz seines Besitzers steht? Dass der in der Luft enthaltene Wasserdampf resublimiert und zum Wachstum der bekannten sechseckigen Formen führt? Dass der Mensch nach Genuss von vier bis sechs Gläsern Glühwein auch siebeneckige Eiskristalle sieht, die Ähnlichkeiten mit bekannten Gestalten der Geschichte wie Ghandi oder Roland Koch haben? Dass auf den österreichischen Schlachtfeldern die Winteroffensive mit einem Trommelfeuer aus 7000 Schneekanonen eröffnet wurde, die noch in 80 Kilometer Entfernung zu hören waren? Dass es beim Schneeräumen auf den korrekten Winkel zwischen Oberkörper und Unterschenkel ankommt, weil das Räumgut nur dann wie geplant auf dem Gehweg des Nachbarn landet?

   Dass eine Schneeflocke etwa 1014 Deuterium-Atome enthält? Dass Deuterium in jedem Handy verbaut wird, weshalb die Chinesen uns den ganzen Schnee abkaufen wollen, um uns dann Telefone zu verkaufen, die nicht funktionieren, verbrannt werden müssen und dadurch so viel abgebranntes Deuterium in die Atmosphäre entlassen, dass bald weltweit kein Schnee mehr liegt? Dass der Schneebruch die häufigste Verletzung im Winter ist? Dass der über Deutschland hineingebrochene Winter jede raumgreifende Operation unmöglich macht, weshalb Aktionen gegen die Eurokrise, den Terrorismus, den Bildungsnotstand, den Datenmissbrauch und das Doping im Sport eingefroren wurden?

   Unsere Meinung nach will das niemand wissen, weshalb wir hier auch nicht darauf eingehen. Machen Sie deshalb etwas anderes: Reiben Sie Ihr Gesicht mit Schnee ein und verharren Sie so bis zum Frühjahr. Wenn Sie Glück haben, lösen sich während der Schneeschmelze einige Deuteriummoleküle, für die Ihnen jeder hergelaufene Chines ein Vermögen bezahlt. Wenn nicht, schreiben Sie ein Wintergedicht: Schnee reimt sich auf Klee und Fee.
 

 

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