Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. November 2010)


   Mutterschutz
 

   Die schwangere italienische Rocksängerin Gianna Nannini, 54, hat diese Woche in der italienischen Ausgabe der Zeitschrift "Vanity Fair" einen Brief an ihre noch ungeborene Tochter veröffentlicht. Wir haben lange überlegt, ob wir aus dem Schreiben zitieren sollen, haben uns dann dagegen entschieden, weil der Brief einer werdenden Mutter an ihr ungeborenes Kind intim ist, selbst wenn Frau Nannini das anders sehen mag. Ich hoffe, Sie sind jetzt nicht enttäuscht und würdigen unser konsequentes Eintreten für diese Form von Mutterschutz. Uns ist daran gelegen, eine künftige Erdenbürgerin vor ihrer Mutter in Schutz zu nehmen.

   Inzwischen hat das Kind, das Penelope heissen soll, auf den Brief geantwortet. Auch darauf wollen wir nicht näher eingehen und uns auf den Hinweis beschränken, dass Gianna Nanninis noch ungeborene Tochter eine zeitgemässere Kommunikationsform als ihre Mutter gewählt hat und sich via Facebook gemeldet hat.

   Eine Schwangerschaft ist eine heikle Angelegenheit, liebe Leser. Das Thema verlangt Fingerspitzengefühl und eignet sich kaum für eine Glosse. Man kann sich dabei die Finger verbrennen, so wie es jener Bäcker getan hat, in dessen Laden eine schwangere Frau kam. "Ich krieg' ein Brot!", sagte die Frau. "Sachen gibt's!", sagte der Bäcker.

   Interessant ist, dass bei ungeborenem Leben ganz allgemein Vorsicht angebracht ist. Mir ist klar geworden, als ich in einer Meldung mal einer Kuh eine Schwangerschaft untergeschoben habe. Ein Leser hat mich daraufhin ein Rindvieh gescholten und mir erklärt, dass Kühe nicht schwanger seien, sondern trächtig. Im ersten Moment habe ich mir gewünscht, ich hätte mich hinter dem Status "ungeborenes Leben" verstecken können. Im Nachhinein bin ich dem Leser dankbar. Seither wähle ich ich meine Worte mit noch mehr Bedacht.

   PS: Eben noch einmal diesen Text hier überflogen und über den ersten Satz gestolpert. Bin  mir nicht sicher, ob man Gianna Nannini als Rocksängerin bezeichnen darf. Die Frau ist emanzipiert und trägt meistens Hosen.
 

 

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