Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (14. November 2010)


   Walkrampf
 

   Angler und Besitzer eines Swimmingpools wissen: Wer den Wal hat, hat die Qual. Wie britische und mexikanische Forscher bei einer Untersuchung im Golf von Kalifornien herausgefunden haben, ist der Wal selbst ein Gequälter. Der Meeressäuger, berichtete diese Woche die britische Royal Society, litten immer häufiger an Sonnenbrand.

   Während sich die Kosmetikindustrie die Hände reibt und überlegt, wie viel Sonnencreme auf einen Pottwal passt, pumpen Greenpeace-Aktivisten schon mal die Schlauchboote auf: Die walkampferprobten Regenbogenkrieger wollen herausbekommen, ob sich die Haut von Grau- und Blauwale bei Sonnenbrand rötet.

   Der britische Mineralölriese BP, nach einer Explosion auf der Bohrinsel Deepwater Horizon im April dieses Jahres völlig zu Unrecht als Umweltsau in die Schlagzeilen geraten, hat auf die Nachricht über die unter Sonnenbrand leidenden Wale geradezu mitfühlend reagiert: Er liess seine Supertanker mit dem Slogan "Es muss nicht immer Sonnenöl sein" bekleben und legte Walen nahe, für ihren nächsten Urlaub doch einen Abstecher in den Golf von Mexiko in Erwägung zu ziehen. Greenpeace zog das Umweltengagement in Zweifel und sprach von einem raffinierten Schachzug der Ölmultis.

   Wir wollen uns dieses Themas fern jeder Ideologie und frei von Sentimentalität annehmen und erinnern daran, dass die Walheimat der Tiere die Weltmeere sind. Wichtig erscheint uns in dem Zusammenhang, dass das Sonnenbrandrisiko nicht überall gleich hoch ist. In der Tiefsee tendiert es gegen Null. Die grösste Gefahr, wir Strandurlauber kennen das, lauert im flachen Wasser, was ebenfalls kaum überraschen dürfte: Nicht von ungefähr spricht man bei küstennahen Wellung von Brandung.

   Wäre noch zu klären, was mit einem Wal - voll gepumpt mit allem, was die offene See an Chemiecocktails zu bieten hat - geschieht, falls der Sonnenbrand ausufert und das gute Tier Feuer fängt. Dann kommt es in die Walurne.
 

 

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