Melancholische, an einer
Poesiedrüsenüberfunktion leidende Menschen mit uninteressantem
Migrationshintergrund haben es schwer in diesen Tagen. Alles
scheint so blätterschwer, so rätselhaft. Existenzielle Fragen
ragen in den oktoberkalten Raum wie blütenverwaiste Rosenzweige
oder leer gefutterte Dönerspiesse. Soll man noch die Autoversicherung
für den tiefergelegten Dreier-BMW mit eingebauten Wunderbaum
(Vanille) wechseln? Ist von der neuerlichen Toyota-Rückrufaktion
wegen Bremsproblemen auf xenophobem Autobahnbelag auch das Auslaufmodell
Horst Seehofer (Bergbrise) betroffen? Was bedeutet eigentlich
xenophob? Und ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, die
doppelte türkische Staatsangehörigkeit zu beantragen?
Fragen
über Fragen. Man blickt in den herbstlichen Blätterwald und
erkennt wehleidig: Dieses Land hat einen längst vergessen. Deutschland
schafft dich ab. Um hier aufzufallen und mit zärtlicher Kanzlerinnenliebe
bedacht zu werden, muss man heute mindestens einen Umlaut im
Namen vorweisen. Üs und Ös sind in aller Munde.
Ohne
Umlaut steht man allein und nackig in seiner Umkleidekabine,
schliesst Tag für Tag den Spind nach vollbrachter Integrationsleistung
und wartet vergeblich auf spontanen Frauenbesuch. Wartet auf
die Trockenfrüchte des Aufschwungs und hofft, dass der islamische
Religionsgelehrte Christian Wulff auch mal ins eigene Vorväterland
reist, um sich dort mit irgendwem über Import und Export zu
unterhalten, einfach so, bei einem Glas Slibowitz zum Beispiel
mit der glutäugigen Tante Radmila (tätowiert), die mindestens
so schöne Ö-, pardon, O-Beine wie hat wie "unser"
Mesut und schon seit je Sympathien für gepflegte deutsche Männer
hegt, sich aber eine Kontaktanzeige in der Sonntagszeitung nicht
leisten kann.

Der
wahre Multikültiverlierer, das ist in diesen Tagen des anschwellenden
babylonischen Rockgesangs der José, der Juri, der Jorgos und
... siehe unten. Und das, obwohl man so viel investiert in dieses
Land und seine wundervolle Leitkultur. Da hat man in der Kindheit
mit Hilfe des Telekollegs "Schwarzwaldklinik" sein
verführerisches Sascha-Hehn-Idiom perfektioniert. Hat die struppigen
Augenbrauen gezupft und die Goldkette versteckt. Hat Hunde lieben
und Menschen hassen gelernt. Hat schon auf Malle in der "Bild"
geblättert. Hat in der Uni-Cafeteria feinfühlige Frauengespräche
geführt. Hat Helmut Kohl überlebt und Saumagen probiert. Hat
die erste Strophe der Nationalhymne auswendig gelernt. Hat ernsthaft
darüber nachgedacht, sich einen Gartenzwerg mit Schubkarre anzulegen.
Hathathat.
Und was ist das Ergebnis? Ignoranz. Missgunst. Selbstmitleid.
Null extra Integrationspunkte. Und die perfide Drohung von Rainer
Brüderle, andere, noch willigere Fremdlinge nach Deutschistan
zu holen, aus Kanada, der Türkei oder der Pfalz womöglich, ausgerechnet
jetzt, wenn die Wirtschaft brummt, die Blätter fallen, die Grünen
blühen, der Dax steigt und Mario Gomez wieder trifft. Gomez?
Wen interessiert denn Gomez? Ist doch nur irgend so ein Fussballspieler
aus Riedlingen ohne ö.
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