Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (03. Oktober 2010)


   Aberwitzig
 

   Glauben Sie bitte nicht, dass die Texte, die Sie an dieser Stelle Woche für Woche zu lesen bekommen, genauso erscheinen, wie sie vom Autor geschrieben worden sind. Als gewissenhafter Mensch lasse ich meine Texte selbstverständlich gegenlesen und zwar meist von meinem an sich vertrauensvollen Kollegen Jürgen H. Wenn ich nun dieses Mal mit der Gewohnheit breche, dann deshalb, weil ich das Wort "an sich" im vorherigen Satz an sich für erhaltenswert halte, ich mir aber sicher bin, dass der Kollege H. es herausgestrichen hätte.

   Kollege H. mag es schlank. Deshalb zählt es zu seinen schönsten Aufgaben, Texte vom Ballast, von Worthülsen zu befreien.

   Besonders aber hat es der Kollege H. in jüngster Zeit auf eines meiner Lieblingswörter abgesehen: Das Aber. Man könnte fast sagen, der Kollege H. habe ein Aber gegen aber. Dies wiederum hat bei mir ein gewisses Aber gegen den Kollegen ausgelöst. Ich hoffe nun aber, dass es mir gelingt, dieses Aber zu besiegen, indem ich diesen Text an ihm vorbeischleuse.

   Ich will die Sache nicht zu hoch hängen, aber man könnte sagen, dass ich an das Aber glaube. Man könnte in meinem Fall sogar von Aberglaube sprechen. Ich liebe das Aber, kommt es doch in so wunderbaren Sätzen vor wie "Um zwölf Uhr machte sie sich von der Disco auf den Heimweg - aber dort sollte sie nie ankommen." Ohne Sätze dieser Qualität hätte es Ede Zimmermanns "Aktenzeichen XY ... ungelöst" nie zu dieser Popularität gebracht.

   Das Aber aber ist natürlich nicht das einzige Wort, das mir der Kollege H. lustvoll herausstreicht. Auch auf jedoch, auch, allerdings, indes, obschon, gleichwohlist er nicht gut zu sprechen. Womöglich ist er nicht mal auf "gut zu sprechen" gut zu sprechen und würde ein "mag er nicht" daraus machen.

   Aber neulich, liebe Leser, hatte ich eine aberwitzige Idee. Da ist es mir gelungen, ein Aber unterzubringen, von dem der Kollege nichts gemerkt hat. Ich hatte es in dem Wort aberkennen versteckt.
 

 

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