Folgenden Länder
droht nach unbestätigten Medienberichten ein heisser Herbst:
Italien (Streik), Griechenland (Pleite), Spanien (Wirtschaftskrise),
Thailand (politische Unruhen) und Deutschland (allgemeine
Unzufriedenheit). Wahrscheinlich haben wir bei dieser Aufzählung
noch einige Länder vergessen.
Sogar
dem mächtigsten Mann der Welt, US-Präsident Obama, steht angeblich
ein heisser Herbst bevor, weil seine Demokraten bei den Kongresswahlen
am 2. November die Mehrheit verlieren könnten. Der heisse Herbst
macht nicht einmal vor den Winzern halt. Die Trauben in diesem
Jahr, so war zu lesen, stünden zwar gut, seien aber auch schwierig
im Umgang. Man weiss offenbar nicht so recht, wann man sie
ernten soll. Da freuen wir uns doch lieber auf den "heissen
Auto-Herbst", den im Oktober der Pariser Automobilsalon
mit vielen neuen Kraftfahrzeug-Modellen einläuten wird. Ob wir
uns auch auf den "Herbst der Entscheidungen" freuen
sollen, den Bundeskanzlerin Merkel ausgerufen hat, das wissen
wir nicht so recht.
Laut dem Online-Lexikon
Wikipedia ist der "heisse Herbst" in etwa seit Ende
der sechziger Jahre als Begriff gebräuchlich für gesellschaftliche
Konflikte aller Art. Die letzte Bundestagwahl (2009) hat
natürlich im Herbst stattgefunden, die nächste (2013) ist ebenfalls
für diese Jahreszeit vorgesehen. Warum stopfen wir alles in
den Herbst? Warum machen wir nicht mal einen heissen Frühling
oder mal zur Abwechslung endlich einen richtig langen heissen
Sommer?

Wir
sollten unsere Streitereien besser aufs Jahr verteilen. Diesen
Herbst zum Beispiel kann man in Deutschland unmöglich zugleich
gegen Atomkraft, gegen Stuttgart 21 und gegen Sozialabbau und
dabei noch einer geregelten Beschäftigung nachgehen. Demonstrationen
ohne Ende - man bräuchte ein Koordinationsbüro "heisser
Herbst".
Schon klar, der Herbst
ist ideal für Aktionen aller Art. Nicht zu warm, nicht
zu kalt. Kaum Ferien, keine allzu hohen christlichen Feiertage
- da kann man es so richtig krachen lassen. Und wenn jetzt so
manchem Gemeinderat ein "heisser Herbst" droht, weil
hinten und vorn das Geld fehlt, der Haushalt fürs nächste Jahr
trotzdem aufgestellt werden muss, da wollen wir nichts gesagt
haben. Das sind Sachzwänge.
Aber den
Menschen an den Mikrofonen und Megafonen, die zum Protest aufrufen,
möchte man wünschen, dass sei auch Zeit finden für einen Waldspaziergang.
Vielleicht schaffen sie es ja auch, an irgendeinem Runden
Tisch aus Kastanien etwas Nettes zu basteln. Der Herbst
ist ein viel zu schöne Jahreszeit, um nur heiss zu sein.
Soeben
erreicht uns noch die Nachricht, dass auch der Gewerbeverein
im badischen Müllheim vor einem heissen Herbst steht. Allein
im Oktober wollen ein Hauptstrassenfest, eine Gewerbeschau und
ein Winzermarkt organisiert und weggefeiert werden. Dazwischen
muss vielleicht auch noch das Cannstatter Volksfest (siehe
Bild) besucht werden, dessen Festzelte inzwischen so voll sind,
dass man vor lauter Hitze ... Ach lassen wir das. Wir hätten
jetzt Lust auf eine fade, langweilige Kürbiscremesuppe. Und
wehe, sie ist heiss.
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