Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (08. August 2010)

Richtig falsch
 

   Rassismus steckt oft im Detail. Nehmen wir nur mal unser redaktionsinternes automatisches Textkorrekturprogramm. Es will ums Verrecken nicht akzeptieren, dass der amerikanische Präsident Barack Obama heisst. Jedes Mal bleibt es bei "Barack" hängen und schlägt "Baracke" vor. Ich weiss nicht, wo wir unser automatisches Textkorrekturprogramm herhaben, könnte mir aber vorstellen, dass bei der Programmierung reaktionäre Kräfte aus Übersee ihre Finger im Spiel hatten.

   Leider gerät meine Theorie bereits beim Nachnamen des amerikanischen Präsidenten ins Wanken. Auch hier bleibt das Textkorrekturprogramm hängen, aber anstatt "Osama" vorzuschlagen, empfiehl es "oblag", die Vergangenheitsform von "obliegen". Und "omnia" (lat. alles).



   Es obliegt mir also, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass auch das menschliche Textkorrekturprogramm vor Fehlern nicht gefeit ist. Ich habe vor Jahren einen Artikel über den Erfolg japanischer Automobile in Deutschland mit "Gutes Reis-Leistungs-Verhältnis" überschrieben. Kaum war der Text fertig, stand ein Kollege neben mir und erklärte mit stolzgeschwellter Brust, er habe eben noch einen "blöden Fehler" aus meiner Überschrift gemacht und verhindert, dass der Artikel so in Druck gegangen sei. Nun stand "Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis" darüber.

   Auch mein eigenes Textkorrekturprogramm funktioniert nicht immer tadellos. So habe ich mich diese Woche gewundert, warum das Marburger Amtsgericht zwei Eltern zu einer mehrmonatigen Bewährungsstrafe verdonnert hat. Was ist schlimm daran, wenn man seinem 14 Jahre alten Sohn mit Kiefernholz ein Zimmer bestückt? Gilt das Schlagen von Kiefern in unser hochsensiblen Gesellschaft schon als Akt roher Gewalt? Beim genauen Hinschauen erwies sich das Kiefern-Zimmer als Kiffer-Zimmer.

   Was unser automatisches Textkorrekturprogramm betrifft: Es hat weder mit Kiefer-Zimmer noch mit Kiffer-Zimmer ein Problem.
 

 

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