Dinge, so oder so

 

Die Dinge des Sommers (04. Juli 2010)
 

Zehn Gründe für die unverzügliche und unbarmherzige Abschaffung des Sommers:

1       Hysterisches Schnabelvieh
Sommer ist - wenn man morgens um halb fünf aus dem Bett springt und denkt, man sei Tippi Hedren. Das war dieses verheulte, angepickte Blondchen in Hitchcocks cineastischer Geflügelhölle "The birds". Unsere Stadtvögel klingen dank des Verkehrslärm inzwischen genauso fies: Wie Hitchcocks flatternde Kreischsägen. Da hilft nur eins: Fenster zumauern. Blonden Dutt zurechtrücken. Ausgiebig weinen. UNd - geh ma Tauben vergiften im Park.

2       Stoppelige Krummsäbel
Früher, als die Männer noch ein Fell trugen, war alles gut. Drollige Typen legten nach Feierabend ihre Keule zur Seite und liessen sich von ihrer Liebsten den pelzigen Rücken kratzen. Doch irgendwann verlor sich das Animalische, verliessen die Frauen die Höhlen, wurden Singles, und zurück blieb ein stoppeliger Rest auf zwei Krummsäbeln, de rbei geringster Erhitzung kurzbehost und beflipflopt durch unsere Fussgängerzonen watschelt. Höchstwahrscheinlich die Hauptursache für die nierdrige Geburtenrate bei ästhetisch sensibilisierten Akademikerinnen in diesem Land.



3       Cabrio-Neid
Leute gibt's, die tun so, als sei alles drum herum luftigleicht wie ein salziger Windhauch an der Cote d'Azur. Deswegen fahren, nein, cruisen sie einfach so dahin - oben ohne, in schlankes Blech gehüllt. Und provozieren. Wecken Sozialneid bei jenen, die auf der graudeutschen Autobahn des Lebens deprimiert in ihren rollenden Reihenhäusern dem Krisenabgrund entgegenrasen. Cabrios? Ein Risiko für den sozialen Frieden.

4       Die braune Gefahr
"Geht's dir nicht gut? Du bist so blass." Jeden Sommer derselbe dämliche Spruch. Dann wird der verbrutzelte Arm ausgefahren und die Pigmentierung verglichen. Grosser Sommersport bei Adria-Rückkehrern. Als wäre flüchtige Bräune irgendeine Tugend, etwas Tolles. Würde übrigens einem Südeuropäer nei einfallen.

5       Die SSL
So lautet die Abkürzung für "Sichtbare Sliplinie". Omnipräsent, wenn die Kleidung dünner und durchsichtig wird. Schlimm: Man kann gar nicht anders als hinstarren. Psychedelische Wirkung. Oft sind nahe der SSL auch krude Muster zu erkennen. Krampfadern. Ausgeleierte Spitzen. Feinripp. Arschgeweihe. Hat dann was von einer prallen vietnamesischen Sommerrolle.

6       Aschenbrödels Schwestern
Die meisten Frauen können grausam zu ihren Füssen sein. Sie lieben schöne Schuhe, aber sie hassen ihre Fersen und Sehnen. Eingeschnitten. Dürftig bepflastert. Gerötet. Schrundig. Blutverkrustet. Zu dieser schönen Aussicht passt jedenfalls ein leichter Terassenwein.

7       Schwitzende Nudeln
Eine vor allem bei süddeutschen Sparfüchsen überaus beliebte Grillbeigabe ist der unausrottbare Nudelsalat. Üblicherweise dümpelt während der ganzen Party dieser übelriechende Essigschlapper in den lauen Abend hinein, kontaminiert die Sterne und Nasenflügel und sollte anschliessend vergraben werden. Eignet sich als Schneckentod und vertreibt Gäste mit Geschmack.

8       Profilloses Politgebläse
Sommerlöcher sind gemacht für profilneurotische Provinzpolitiker aus der dritten Reihe. Aus diesen Untiefen blasen diese immer wieder heisse Luft in die Atmosphäre. Erfrischend wie eine Trockenhaube.

9       Das Fenster zum FKK-Hof
Kürzlich auf dem Balkon im Nachbarhaus gegenüber. Spätmorgens, 27 Grad. Junge Frau in Höschen. Putzt sich die Zähne, giesst die Blumen, dann kratzt sie sich am Po. Nebenan hängt eine Wäsche auf. Immerhin hat sie noch den Büstenhalter an. Im Gegensatz zu dem Typ zwei Häuser weiter, der als Schwabbeladonis das Bett macht. Nackig, Himmel auch, wie schamlos werden die erst bei 37 Grad?

10      Sommersongs, jederzeit
Der Barcadi-Song, "Vamos a la Playa", "Summer of 69": Zum Auschillen
 

 

Zurück