Zehn Gründe für die unverzügliche und unbarmherzige
Abschaffung des Sommers:
1 Hysterisches
Schnabelvieh Sommer ist - wenn man morgens um halb fünf
aus dem Bett springt und denkt, man sei Tippi Hedren. Das war
dieses verheulte, angepickte Blondchen in Hitchcocks cineastischer
Geflügelhölle "The birds". Unsere Stadtvögel klingen
dank des Verkehrslärm inzwischen genauso fies: Wie Hitchcocks
flatternde Kreischsägen. Da hilft nur eins: Fenster zumauern.
Blonden Dutt zurechtrücken. Ausgiebig weinen. UNd - geh ma Tauben
vergiften im Park.
2 Stoppelige
Krummsäbel Früher, als die Männer noch ein Fell trugen,
war alles gut. Drollige Typen legten nach Feierabend ihre Keule
zur Seite und liessen sich von ihrer Liebsten den pelzigen Rücken
kratzen. Doch irgendwann verlor sich das Animalische, verliessen
die Frauen die Höhlen, wurden Singles, und zurück blieb ein
stoppeliger Rest auf zwei Krummsäbeln, de rbei geringster Erhitzung
kurzbehost und beflipflopt durch unsere Fussgängerzonen watschelt.
Höchstwahrscheinlich die Hauptursache für die nierdrige Geburtenrate
bei ästhetisch sensibilisierten Akademikerinnen in diesem Land.

3 Cabrio-Neid Leute
gibt's, die tun so, als sei alles drum herum luftigleicht wie
ein salziger Windhauch an der Cote d'Azur. Deswegen fahren,
nein, cruisen sie einfach so dahin - oben ohne, in schlankes
Blech gehüllt. Und provozieren. Wecken Sozialneid bei jenen,
die auf der graudeutschen Autobahn des Lebens deprimiert in
ihren rollenden Reihenhäusern dem Krisenabgrund entgegenrasen.
Cabrios? Ein Risiko für den sozialen Frieden.
4 Die
braune Gefahr "Geht's dir nicht gut? Du bist so
blass." Jeden Sommer derselbe dämliche Spruch. Dann wird
der verbrutzelte Arm ausgefahren und die Pigmentierung verglichen.
Grosser Sommersport bei Adria-Rückkehrern. Als wäre flüchtige
Bräune irgendeine Tugend, etwas Tolles. Würde übrigens einem
Südeuropäer nei einfallen.
5 Die
SSL So lautet die Abkürzung für "Sichtbare Sliplinie".
Omnipräsent, wenn die Kleidung dünner und durchsichtig wird.
Schlimm: Man kann gar nicht anders als hinstarren. Psychedelische
Wirkung. Oft sind nahe der SSL auch krude Muster zu erkennen.
Krampfadern. Ausgeleierte Spitzen. Feinripp. Arschgeweihe. Hat
dann was von einer prallen vietnamesischen Sommerrolle.
6 Aschenbrödels
Schwestern Die meisten Frauen können grausam zu ihren
Füssen sein. Sie lieben schöne Schuhe, aber sie hassen ihre
Fersen und Sehnen. Eingeschnitten. Dürftig bepflastert. Gerötet.
Schrundig. Blutverkrustet. Zu dieser schönen Aussicht passt
jedenfalls ein leichter Terassenwein.
7 Schwitzende
Nudeln Eine vor allem bei süddeutschen Sparfüchsen überaus
beliebte Grillbeigabe ist der unausrottbare Nudelsalat. Üblicherweise
dümpelt während der ganzen Party dieser übelriechende Essigschlapper
in den lauen Abend hinein, kontaminiert die Sterne und Nasenflügel
und sollte anschliessend vergraben werden. Eignet sich als Schneckentod
und vertreibt Gäste mit Geschmack.
8 Profilloses
Politgebläse Sommerlöcher sind gemacht für profilneurotische
Provinzpolitiker aus der dritten Reihe. Aus diesen Untiefen
blasen diese immer wieder heisse Luft in die Atmosphäre. Erfrischend
wie eine Trockenhaube.
9 Das
Fenster zum FKK-Hof Kürzlich auf dem Balkon im Nachbarhaus
gegenüber. Spätmorgens, 27 Grad. Junge Frau in Höschen. Putzt
sich die Zähne, giesst die Blumen, dann kratzt sie sich am Po.
Nebenan hängt eine Wäsche auf. Immerhin hat sie noch den Büstenhalter
an. Im Gegensatz zu dem Typ zwei Häuser weiter, der als Schwabbeladonis
das Bett macht. Nackig, Himmel auch, wie schamlos werden die
erst bei 37 Grad?
10 Sommersongs,
jederzeit Der Barcadi-Song, "Vamos a la Playa",
"Summer of 69": Zum Auschillen
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