Denk ich an Schland in der Nacht ...
Glück gehabt. Beinahe
hätte hier nämlich etwas anderes stattgefunden als diese Kolumne.
Denn der Autor diesere Zeilen (ungepflegter Sozialschmarotzer,
Anm. der Redaktion) musste sich in dieser Woche unerwartet einer
von der Union anberaumten Nützlichkeitsprüfung für Einwanderer
unterziehen, die er dann trotz höchster Konzentration und "totalem
Bewustsein" (Oliver Kahn, ZDF-Denksportmaschine) nur knapp
bestanden hat. Der am Ende ermittelte IQ war bedenklich niedrig,
er war kaum höher als jener von Peter Trapp, dem innenpolitischen
Desintegrationsbeauftragten der Berliner CDU, und lag sogar
deutlich unter dem Wert einer handelsüblichen echt deutschen
Unterhose mit Eingriff und hochintelligenter Mikrofaser aus
dem Hause Schiesser.
Das Multiple-Choice-Verfahren
hatte es allerdings auch in sich. Im modrigen Keller des Abgeordneten
Trapp (siehe Bild), der als 63-jähriges Wunderkind (blond, Führerschein)
immer noch bei seiner Mutter in Spandau lebt, hatten sich panisch
dreinblickende Menschen aus aller Herren Länder versammelt.
Seit Monaten schon buhlen diese mediokren Gestalten um eine
befristete Aufenhaltsgenehmigung und eine echte Perspektive
in der überaus attraktiven Top-Boom-Wirtschaftsregionen Deutschlands
(nachmittags auf dem Wertstoffhof Spandau, Kassenbereich im
Kreuzberger McDonald's). Neben dem erwähnten Lohnschreiber warteten
auch ein rumänischer Akkordionspieler, ein Harvard-Absolvent
der Wirtschaftswissenschaften sowie ein namensloses Rudel augenscheinlich
verwirrter, suizidaler Wahlleute der Regierungskoalition
schwitzend auf den Beginn des Tests. Nach dem gemeinsamen Anstimmen
des Deutschlandliedes und einer gründlichen Gebissprüfung auf
Bitten der Ortskrankenkasse wurden schliesslich die Bogen ausgeteilt.

Während
die 44 Wahlfrauen und -männer mit schwarz-gelb unterlaufenden
Augen unfassbare neuneinhalb Stunden über der mörderischen Gemeinschaftskundefrage
"Wer ist eigentlich mein Bundespräsident" brüteten
(und allesamt durchfielen), begann sich anderswo Widerstand
zu regen. Der zarte Einwand des renommierten US-Ökonomen, solche
Intelligenztests seien diskriminierend, sinnlos für das Gesunden
des Landes und würden nur einem "Nützlichkeitsrassismus"
Vorschub leisten, wurde jäh niedergeschrien. Und zwar mit der
spontan eingeworfenen Frage nach dem volkswirtschaftlichen Sinn
der Mehrwertsteuerermässigung für Hoteliers: a) tolle
Übernachtungsgutscheine für FDP-Abgeordnete, b) Willkommensprosecco
für alle Ehefrauen und Geliebten von FDP-Abgeordneten, c) für
getrocknete Schweineohren gilt doch der selbe Quatsch.
Niemand
wusste die richtige Antwort (a, b und c). Nun droht die Ausweisung.
Für die 44 Wahlleute ist ein One-Way-Ticket nach Pjöngjang gebucht.
Einzig der Journalist und der Akkordionspieler haben bestanden.
Weil sie den Begriff "Wachstumsbeschleunigungsgesetz"
durch die Nase tröten konnten, während sie mit einem Dutzend
zerknüllter SOnntag-Aktuell-Ausgaben in einer Fussgängerzone
jonglierten und dabei die AUfstellung der Weltmeistermannschaft
von 1954 heruntermurmelten. Einfach wunderbar. O Schland.
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