In Grossbritannien gab es
Mitte der 90er Jahre die Sendung "Eurotrash", die
dem Zuschauer mit teuflischem Spass auf die Pelle rückte. "Eurotrash",
was soviel heisst wie "Euromist", bot zwei ausgeflippte
Franzosen (darunter Jean Paul Gautier) und TV-Ausschnitte aus
Europa und der Welt. Deutsche kamen darin nur nackt vor, besonders
häufig ums Lagerfeuer tanzende Männer. Ich erzähle das, weil
in einer Sendung auch Carla Bruni auftrat, damals noch Supermodel
und Italienerin. Ich war damals noch kein Supermodel und kein
Italiener, habe die Sendung aber gesehen.
Carla
sagte etwas darüber, wie sie in sieben Sprachen die Männer ins
Bett bringen kann und danach Sätze wie "Steck mir den Finger
in meinen A..." Eigentlich weiss ich nur, dass sie das
sagte, weil das Video diese Woche wieder veröffentlich wurde.
Damals war ich nach dem ersten Satz schon high, immerhin hätet
ich zu Carla in drei Sprachen sprechen können. "Ich bin
schockiert und entsetzt", lässt Carla, inzwischen Französin
und First Lady des Landes, jetzt verlauten. Als handle es sich
im Video um eine andere Person.
Ich
- noch kein Franzose - finde es gut, sich derart zu distanzieren.
Distanz ist so schön intellektuell. Ich habe mich schon so oft
von mir selbst distanziert, dass ich gar nicht mehr weiss, wem
die Finger gehören, die das gerade tippen. Manchmal distanziere
ich mich auch nur partiell. So gehören meine Nase und die platt
getretenen Füsse eigentlich gar nicht mir. Im Laufe der Jahre
habe ich beim Distanzieren zu einer praktikablen Form gefunden.
Ich schreibe zum Beispiel: "Sehr geehrter Herr Gräfe, Sie
sind im Grunde ein liebenswürdiger Mensch, aber infolge unserer
Koexistenz sind mir doch einige Punkte aufgefallen, die ich
als Mängel bezeichnen möchte. Ich bitte Sie höflichst, diese
zum Monatsende abzustellen. Andernfalls müsste ich von Ihnen
Anstand nehmen."
Deshalb verstehe
ich Madame Sarkozy ganz und gar. Die Sache mit der Video-Carla
ist einfach zu lange her. Ihr Mann Nicolas weiss ja auch nicht
mehr, dass er einmal Napoleon war. Wüsste er es, es würde ihm
wohl gefallen.
|