Auch wenn sämtliche Umfragen
der vergangenen 500 Jahren belegen, dass diese Kolumne von der
Mehrheit der Menschheit am Sonntagmorgen auf nüchternen Magen
konsumiert wird, so komme ich heute nicht umhin, Sie zu bitten,
mit mir das Glas zu erheben. Lassen Sie uns aufs Mittelalter
anstossen. meine Damen und Herren, also auf Menschen, die noch
nicht ganz alt, aber auch nicht mehr ganz jung sind.
Ältere
Menschen haben's nicht leicht. Sie haben den Krieg, zumindestens
aber die schwere Nachkriegszeit erlebt. Jüngeren Menschen blieb
dies Schicksal zwar erspart, aber so richtig gut getroffen haben
sie es auch nicht. Ihnen droht (falls noch nicht geschehen)
irgendwann ein Junggesellenabschied.
Ich
schätze mich glücklich, einer Generation anzugehören, die sowohl
um eine militärische Auseinandersetzung als auch um einen Junggegesellenabschied
herumgekommen ist. Junggegesellenabschied e sind mir suspekt
- wie alle Veranstaltungen, bei denen man es krachen lassen
muss. Bei denen der Zwang zur Heiterkeit, zur Ausgelassenheit
und zum exzessiven Alkoholkonsum besteht.
Ich
habe diese Woche die Pressemitteilung einer Firma bekommen,
die einen sogenannten Online-Marktplatz für Mietartikel betreibt.
Auf diesem Online-Marktplatz kann man auch Dinge mieten, die
für einen gelungenen Junggesellenabschied nötig sind, als da
wären: Eine Stretchlimousine, ein Apperat zum Bullenreiten,
ein fahrbares Kasino, eine Stripperin. Mit etwas gutem Willen
und einem weiteren Gläschen zur frühen Stund' kann man sich
ausmalen, dass dieses Beiwerk für einen Junggegesellenabschied
durchaus von Nutzen sein kann. Irritiert hat mich, dass auf
der Liste der Mietartikel auch ein Panzer auftaucht. Was, meine
Damen und Herren, hat ein Panzer bei einem Junggegesellenabschied
verloren?
Dafür kann es nur eine Erklärung
geben. Ein Junggegesellenabschied wird oft als der letzte Abend
in Freiheit bezeichnet. Als wehrhafte Demokraten wissen wir,
dass man die Freiheit manchmal mit Waffengewalt verteidigen
muss.
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