Bei Boulevardzeitungen heisst
es, würden die Artikel von der Überschrift her geschrieben.
Wenn eine gute Schlagzeile steht, wird das Kleingedruckte so
lange bearbeitet, bis es zur Überschrift passt. Wir wollen heute
nach diesem Prinzip verfahren. Keine Ahnung, wer da oben "Was
Tolles" reingeschrieben hat. Ich war es nicht. Aber ich
mache mich gern zum Erfüllungsgehilfen des unbekannten Überschriftenautors.
Was
Tolles ist die an diesem Wochenende in Friedrichshafen stattfindene
Tuning-Messe. Friedrichshafen liegt am Schwäbischen Meer, man
würde da doch eher einen Thunfischmesse in Friedrichshafen erwarten.
Aber Tuning ist auch gut. Eine Tuning-Messe ist eine Art Vespergottesdienst
für den motorischen Mann. Tuning-Messen sind deshalb wichtig,
weil sie ihn daran erinnern, dass die wahre Bestimmung eines
fahrbaren Untersatzes darin besteht, fette Gummispuren auf dem
Asphalt zu hinterlassen. Man muss in Zeiten darauf zu sprechen
kommen, in denen niedrige CO²-Ausstösse zum Mass aller Dinge
erhoben werden und Männer sich kaum noch trauen, beim Gang über
einen Gebrauchtwagenmarkt beherzt an den Schritt zu fassen.
Autos,
die auf Tuning-Messen ihren Mann stehen, sind absolut ehrlich.
Sie tun nicht so, als würden sie von Luft, Liebe und warmen
Worten leben. Sie sind stolz darauf, dass man für sie einen
Kraftfahrzeugschein braucht. Autos auf Tuning-Messen haben Benzin
im Blut und lange potente Hauben. Echte Autos brauchen lange
Hauben. Unter langen Motorhauben stecken brachiale Triebwerke
- moderne Nähmaschinenmotoren wären hier verloren, ganz klar.
Lange Motorhauben sind wie geschaffen für attraktive Frauen
in knappen Bikinis, um sich darauf von der Last des Tages auszuruhen.
Allerdings
hat so eine Tuning-Messe auch etwas Männerfeindliches. Auf der
Tuning World Bodensee wird eine Miss Tuning gekürt, ein Mister
Tuning steht nicht zur Wahl. Auch kein Mister Heckspoiler und
kein Mister Fuchsschwanz. Das ist nicht ganz so toll.
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