Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (16. Mai 2010)
 
Was Tolles
 

   Bei Boulevardzeitungen heisst es, würden die Artikel von der Überschrift her geschrieben. Wenn eine gute Schlagzeile steht, wird das Kleingedruckte so lange bearbeitet, bis es zur Überschrift passt. Wir wollen heute nach diesem Prinzip verfahren. Keine Ahnung, wer da oben "Was Tolles" reingeschrieben hat. Ich war es nicht. Aber ich mache mich gern zum Erfüllungsgehilfen des unbekannten Überschriftenautors.

   Was Tolles ist die an diesem Wochenende in Friedrichshafen stattfindene Tuning-Messe. Friedrichshafen liegt am Schwäbischen Meer, man würde da doch eher einen Thunfischmesse in Friedrichshafen erwarten. Aber Tuning ist auch gut. Eine Tuning-Messe ist eine Art Vespergottesdienst für den motorischen Mann. Tuning-Messen sind deshalb wichtig, weil sie ihn daran erinnern, dass die wahre Bestimmung eines fahrbaren Untersatzes darin besteht, fette Gummispuren auf dem Asphalt zu hinterlassen. Man muss in Zeiten darauf zu sprechen kommen, in denen niedrige CO²-Ausstösse zum Mass aller Dinge erhoben werden und Männer sich kaum noch trauen, beim Gang über einen Gebrauchtwagenmarkt beherzt an den Schritt zu fassen.

   Autos, die auf Tuning-Messen ihren Mann stehen, sind absolut ehrlich. Sie tun nicht so, als würden sie von Luft, Liebe und warmen Worten leben. Sie sind stolz darauf, dass man für sie einen Kraftfahrzeugschein braucht. Autos auf Tuning-Messen haben Benzin im Blut und lange potente Hauben. Echte Autos brauchen lange Hauben. Unter langen Motorhauben stecken brachiale Triebwerke - moderne Nähmaschinenmotoren wären hier verloren, ganz klar. Lange Motorhauben sind wie geschaffen für attraktive Frauen in knappen Bikinis, um sich darauf von der Last des Tages auszuruhen.

   Allerdings hat so eine Tuning-Messe auch etwas Männerfeindliches. Auf der Tuning World Bodensee wird eine Miss Tuning gekürt, ein Mister Tuning steht nicht zur Wahl. Auch kein Mister Heckspoiler und kein Mister Fuchsschwanz. Das ist nicht ganz so toll.


 

 

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