Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (25. April 2010)
 

   Guten Tag, liebe Passagiere. Hier spricht der Kapitän. Ich begrüsse Sie auf unserem Flug durch die Dinge der Woche. Die Dinge der Woche sind dieses Mal so klein, dass man sie mit blossem Auge nicht sehen kann. Kleinste Partikelchen, die in der Luft schweben oder auch nicht. Die Messungen diesbezüglich dauern noch an.

   Die Route führt uns von Island über Island nach Island. Wir fleigen auf Sicht, das heisst: Ab und zu sollte ich aus dem Fenster schauen, ob nicht eine Aschewolke uns einstäuben und die Triebwerke zum Stillstand bringen will. Aber keine Angst, meine Frau sitzt wie immer neben mir und kann jederzeit mit einem hysterischen "Vorsicht!" oder "Siehst du den?" lebensrettend eingreifen, so wie sie dies sonst auch im Strassenverkehr tut. Auch unsere Kanzlerin Angela Merkel fährt ja seit längerem auf Sicht. Wegen der Wirtschaftskrise. Da will man gar nicht so genau wissen, was hinter der nächsten Kurve kommt.

   Eine Information noch für unsere Gäste im Business-Class: Der Hummer ist uns leider ausgegangen, die Flugmangos auch. Es geht jetzt in unserer Bordküche ans Eingemachte, das heisst: Rollmops, Thunfisch. Alles was die Dosen hergeben, haha! Sie merken: Der Humor ist uns noch nicht ausgegangen, wir bitten um Ihr Verständnis.

   Rechts unter uns verschwindet gerade der berühmt-berüchtigte Vulkan, dem wir das ganze Theater zu verdanken haben, aus unserem Blickfeld. Er versteckt sich verschämt unter einem Gletscher, der einen unaussprechlichen Namen hat. Aber Namen sind ja bekanntlich Schall und Rauch, haha! Im Übrigen wurde die schöne Insel Island durch Vulkane erst erschaffen, quasi aus dem Meer gehoben, wenn wir das richtig verstanden haben. Deshalb beschwert sich der Isländer ja auch nicht, wenn es ab und an mal zischt und qualmt. Es ist vielmehr so wie beim Grillen; Gestört fühlen sich immer nur die Nachbarn.



   
Gerne würde ich Ihnen unsere Flughöhe verraten, aber da wir nicht nach Instrumenten fliegen, kann ich da nur Vermutungen anstellen. Wie Sie wissen, ist der Flugraum nun prinzipiell für immer gesperrt worden, weil angesichts der vielen kleinen Schlaglöcher in der Luft kein Verantwortlicher mehr die Verantwortung übernehmen will. Geflogen wird künftig auf eigene Gefahr. Irgendwann muss ja Schluss sein mit dieser Vollkaskomentalität, der Vorstellung, jeder Flug müsse ein gutes Ende nehmen. Ist das Leben nicht ein einziger Sinkflug in den Tod? Wer kann schon sagen, wann seine Triebwerke ausfallen?

   Bitte beachten Sie auch unsere Angebote für den zollfreien Einkauf von Decken, Zahnbürsten und Brettspielen. Alles, was man halt so braucht, wenn man tagelang im Transitbereich festhängt.

   Tja, und schon sind wir am Ende unserer kleinen Reise angelangt. Wir befinden uns gerade im Landeanflug auf Island. Die Farbe der Feinstaubplakette an unserer Cockpitscheibe erlaubt uns leider keine Flüge über den isländischen Luftraum hinaus. Wir bitten Sie, das Jammern einzustellen und sich wieder in eine aufrechte Position zu bringen.

   Danke, dass Sie mit unsere Redaktion geflogen sind. Sie können jetzt aussteigen. Die Luft ist rein.
 

 

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