Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. April 2010)
 
Von der Stange
 

   Diese Kolumne erfreut sich seit vielen Monden allergrösster Beliebtheit, weil Ihnen, lieber Leser, keine Texte von der Stange vorgesetzt werden. SIe wissen, Sie bekommen ein Unikat, einen bunten Strauss heiterer Ideen, manchmal gar ein Collier geschiffener Wortdiamanten. Wenn ich mich nun der Stange zuwende, so ist mir bange, ob Sie das zu goutieren wissen. Es ging diese Woche eine Nachricht von allerhöchstem Range um die Welt, in der eine Stange eine zentrale Rolle gespielt hat. Wenn so ein Thema über die Agenturen läuft, dann fackelt man nicht lange.

   Ich weiss nicht, ob Sie mit den Details des Stangentanzes vertraut sind. Ich bin es nicht, aber ich habe mir sagen lassen, dass dieser Art der Körperertüchtigung nicht nur in Nachtklubs, sondern mittlerweise auch in Fitness-Studios praktiziert wird. Der Sprung vom Nachtklub ins Fitness-Studio ist gross. Noch grösser aber ist der Sprung in eine Räumlichkeit, in der sonst der Debattierclub der Universität von Cambridge tagt, ein Ort, an dem schon Churchill und Roosevelt das Wort erhoben haben. Hinter jenen geschichtsträchtigen Mauern sollen sich sportbegeisterte Frauen zeitweise an Stangen räkeln dürfen.

   Den Kurs bietet das Studentenwerk der Uni an, und sein Sprecher hat versucht, vorsorglich eine Lanze für die Stangentanzerei zu brechen: "Wenn eine intelligente, unabhängige Frau eine bestimmte Art von Tanz in respektabler Umgebung lernen möchte, sehen wir darin keine Erniedrigung."

   Es ist gut, dass ich bisher kein Texte von der Stange geschrieben habe. Keine Ahnung, wie es Ihnen beim Lesen geht, mir wird schon beim Schreiben über den Stangentanz ganz heiss. Ausserdem bin ich versucht, die Leserschaft zu bitten, kommende Woche wieder vorbeizuschauen, mir also die Stange zu halten.

   Ich schwöre, es war das erste und das letzte Mal, dass Sie von mir etwas von der Stange zu lesen bekamen. Selbst unter Gewaltandrohung würde ich es nicht mehr tun. Schlüge mich jemand auf die linke Stange, ich würde ihm auch die rechte hinhalten.


 

 

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