Sie schwärmen für Tauben,
halten die Tiere als Symbole des Friedens hoch oder sind im
Besizt eines Taubenschlags? Dann schwärmen Sie weiter, Sie sind
auf dem richtigen Weg.
Für mich waren
Tauben bisher vor allem Mistviecher, die vorzugsweise dann aufs
Autoblech kacken, wenn der Wagen frisch aus der Waschstrasse
kommt. Als ich diese Woche jedoch das Neueste aus der Taubenforschung
las, ist mir klar geworden, dass nicht nur das zählt, was hinten
rauskommt, und Helmut Kohl nicht die Weissheit mit Löffeln gefressen
hat. Wissenschaftler der Universitäten Oxford und Budapest haben
herausgefunden, dass Tauben für uns lndläufige Erdenbewohner
als Vorbild taugen. Wenn sie sich gemeinsam in die Lüfte erheben,
benehmen sie sich wie ein demokratischer Haufen.
Die
Forscher sind zu der bahnbrechenden Erkenntnis gelangt, nachdem
sie einzelne Tiere mit Sendern ausgestattet haben und die Bewegung
von Schwärmen analysierten. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass
so gut wie jedes Tier die Chance hat, die Richtung zu bestimmen.
Vorausgesetzt, das Tier schafft es, an die Spitze des Schwarm
vorzudringen. Wenn man so will, wechseln Tauben ihre Anführer
im Flug. Undenkbar, dass ein Taubenschwarm 16 Jahre lang auf
den denselben Vogel fliegt.
Wichtig
in dem Zusammenhang ist die Unterscheidung, dass demokratisch
nicht gleichzusetzen ist mit basisdemokratisch. Wären Tauben
basisdemokratisch organisiert, würden sie vor jedem Richtungswechsel
zur Landung ansetzen und zu diskutieren anfangen, wohin die
Reise geht.
Dora Bitro von der Zoologischen
Abteilung der Uni Oxford sagt: "Diese dynamische Aufteilung
von Individuen in Anführer und Mitläufer stellt eine besonders
effizente Form der Enscheidungsfindung dar." Namhafte deutsche
Wirtschaftsführer gaben daraufhin auf einer Pressekonferenz
bekannt, man wolle dem Taubenbeispiel folgen und mehr Mitbestimmung
zulassen. Voraussetzung sei jedoch, dass die Arbeitsnehmer erst
mal fliegen lernen.
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