Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. April 2010)
 
Taubendemokratie
 

   Sie schwärmen für Tauben, halten die Tiere als Symbole des Friedens hoch oder sind im Besizt eines Taubenschlags? Dann schwärmen Sie weiter, Sie sind auf dem richtigen Weg.

   Für mich waren Tauben bisher vor allem Mistviecher, die vorzugsweise dann aufs Autoblech kacken, wenn der Wagen frisch aus der Waschstrasse kommt. Als ich diese Woche jedoch das Neueste aus der Taubenforschung las, ist mir klar geworden, dass nicht nur das zählt, was hinten rauskommt, und Helmut Kohl nicht die Weissheit mit Löffeln gefressen hat. Wissenschaftler der Universitäten Oxford und Budapest haben herausgefunden, dass Tauben für uns lndläufige Erdenbewohner als Vorbild taugen. Wenn sie sich gemeinsam in die Lüfte erheben, benehmen sie sich wie ein demokratischer Haufen.

   Die Forscher sind zu der bahnbrechenden Erkenntnis gelangt, nachdem sie einzelne Tiere mit Sendern ausgestattet haben und die Bewegung von Schwärmen analysierten. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass so gut wie jedes Tier die Chance hat, die Richtung zu bestimmen. Vorausgesetzt, das Tier schafft es, an die Spitze des Schwarm vorzudringen. Wenn man so will, wechseln Tauben ihre Anführer im Flug. Undenkbar, dass ein Taubenschwarm 16 Jahre lang auf den denselben Vogel fliegt.

   Wichtig in dem Zusammenhang ist die Unterscheidung, dass demokratisch nicht gleichzusetzen ist mit basisdemokratisch. Wären Tauben basisdemokratisch organisiert, würden sie vor jedem Richtungswechsel zur Landung ansetzen und zu diskutieren anfangen, wohin die Reise geht.

   Dora Bitro von der Zoologischen Abteilung der Uni Oxford sagt: "Diese dynamische Aufteilung von Individuen in Anführer und Mitläufer stellt eine besonders effizente Form der Enscheidungsfindung dar." Namhafte deutsche Wirtschaftsführer gaben daraufhin auf einer Pressekonferenz bekannt, man wolle dem Taubenbeispiel folgen und mehr Mitbestimmung zulassen. Voraussetzung sei jedoch, dass die Arbeitsnehmer erst mal fliegen lernen.


 

 

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