Bei Texten zum Essen kommt
es immer wieder vor, dass sie wenig Substanz besitzen und sich
in einer Art Gerüchteküche erschöpfen. Insofern ist man dankbar,
wenn einem zum Thema mal was Habhaftes aufgetischt wird. Lassen
Sie mich diese Woche also mein Glas erheben und einen Toast
auf jene amerikanischen Forscher aussprechen, die Abendmahl-Darstellungen
aus verschiedenen Jahrhunderten unter die Lupe genommen und
dabei Erstaunliches, wenn nicht gar Erschreckendes entdeckt
haben. Ihnen ist aufgefallen, dass nicht nur die Teller grösser,
sondern die Speisen kalorienreicher wurden.
Dies
hänge damit zusammen, meint der Wirtschaftswissenschaftler Brian
Wansink von der New Yorker Cornell-Universität laut "Spiegel
online", dass die Kunst das Leben imitiere. Soll heissen:
Beim berühmtesten Abendessen der Geschichte kommt nur das auf
den Tisch, was der Künstler auch kennt.
Lassen
Sie uns in diesen vorösterlichen Fasten-Food-Zeiten einen Blick
in die Zukunft werfen. Wenn die Theorie der Amerikaner hinhaut,
dann müssten bald Abendmahl-Darstellungen auftauchen, bei denen
Jesus und seine Jünger vor Juniortüten sitzen. Das heisst, Juniortüten
sagen nur noch wir Älteren, inzwischen heissen die Fresspakete
Happy Meal, was aber nichts ausmacht. Dann wird aus dem Abendmahl
eben ein Happy Abend-Meal.
Da das Essen
nicht spurlos an den Konsumenten vorbeigeht, wird die Tischgesellschaft
zunehmend dicker. Jesus dürfte auf solchen Gemälden kaum noch
von dem fülligen US-Regisseur Michael Moore zu unterscheiden
sein. Dies müsste in letzter Konsequenz dazu führen, dass die
Bibel in weiten Teilen umgeschrieben werden muss, da ein Mensch
dieser Gewichtsklasse sich kaum noch für eine Kreuzigung eignet.
Folgen
wir dieser Sichtweise, dann ist auch im Garten Eden manches
anders gelaufen. Gott schuf das Weib nicht aus einer Rippe,
sondern aus einem McRib. Und das alles nur, weil darstellende
Künstler nicht über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Prost
Malzeit. |