Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. März 2010)
 
Die dritte Dimension
 

   Das Fernsehen, das sind sich alle Erziehungsberechtigten, Ex-"Bonanza"-Seher und Zeitungsleute einig, verflacht zusehends - und das nicht erst, seit der Markt mit Flachbildschirmen überflutet wurde. Vermutlich wissen es sogar die Fernsehleute selbst, wie es um ihr Medium steht. Aber sie können daran nichts ändern. Dazu fehlt ihnen die Zeit. Sie müssen ja Fernsehen machen.

   Noch ist nicht alles verloren. Denn nun, so erfahren wir kaum zwei Wochen nachdem auf der Cebit die neuesten Computermäuse vorgestellt wurden, stösst das Fernsehen, ähnlich wie das Kino, in die dritte Dimension vor. Schon keimt in Fachkreisen (siehe oben) die Hoffnung, dass das Programm damit auch wieder an inhaltlicher Tiefe gewinne. Im Grunde ist es wie beim ABS am Auto oder beim Überhitzungsschalter am Toaster: Wieder ist es die Technik, die einen breiten kulturellen Verfall verhindert.

   Sie mögen sich fragen, was wir von der Zeitung tun, um den nach Tiefe schürfenden Fernsehanstalten Paroli bieten zu können. Wir tun das, was wir in solchen Fällen immer tun. Wir ruhen uns auf unseren Lorbeeren aus. Mehrdimensionalität, meine Damen und Herren, war noch nie unser Problem.

   Nehmen Sie einfach mal diese Zeitungsseite und falten Sie sie so zusammen, dass daraus ein Papierflieger wird oder, falls Sie in der Volkshochschule einen Origamikurs besucht haben, die Venus von Milo. Sollte Ihnen dazu die Geduld oder das Fingerspitzengefühl fehlen, knüllen Sie die Seite zusammen und stopfen Sie damit Ihre vom vergangenen Wochenende noch schossfeuchten Skistiefel aus.

   Im Grunde ist es egal, was Sie mit diesem wunderbaren Stück Papier tun. Daraus wird in jedem Fall ein dreidimensionaler Körper. Aber verfahren Sie nur mit dieser Seite wie oben beschrieben. Den Rest der Zeitung lesen Sie bitte aufmerksam durch. Dann erschliesst sich Ihnen womöglich noch die vierte Dimension.
 

 

Zurück