Viele unserer Leser fragen
sich: Wie schaut so eine Redaktion von innen aus? Unaufgeregt.
Vor mir steht ein Flachbildschirm, der mir den Blick auf die
unendlichen Weiten der Fildern verwehrt. Drehe ich meinen Kopf
nach rechts, schaue ich auf ein Glas Milch und eine Geige aus
reinem Plastik. Bei der Geige handelt es sich um kein Musikinstrument.
In ihrem Bauch tickt eine Uhr. Sie ist eine Art Geigenzähler.
Ich habe die Geige bei einem türkischen Fachgeschäft fürs Krimskram
erworben. Sie soll meinen Kollegen signalisieren, dass hier
ein Mensch sitzt, der es versteht, dem Weltenlauf ein Augenzwinkern
abzugewinnen.
Links vom Milchglas und
der Geige hängt ein Computerausdruck. Darauf sind der Literaturkritiker
Marcel Reich-Ranicki und der Literat Gunter Grass zu sehen.
Die Männer haben Sprechblasen vor dem Mund. Marcel Reich-Ranicki
sagt: "Hitler wäre ein grausiger Maler geworden ..."
Gunter Grass antwortet: "Ein Segen, dass er Diktator wurde!!!"
Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass hier ein lustiger Zeitgenosse
wohnt.
Wenn so ein Mensch eine Meldung
auf den Schreibtisch bekommt, aus der hervorgeht, dass bei einem
Schönheitswettbewerb im niedersächsischen Verden eine Milchkuh
namens Shakira 200 Konkurrentinnen aus dem Feld geschlagen hat,
dann kommt er nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass die Milchkuh
Shakira nichts zu tun hat mit der 1977 in Barranquilla, Kolumbien,
als Shakira Isabel Mebarak Ripoll geborenen Sängerin und Songwriterin.
Er zögert auch nicht, Sie mit den Auswahlkriterien einer Milchkuh-Show
vertraut zu machen. Zuvor jedoch eine andere wichtige Meldung
der Woche: Molkereifachangestellte gehören zu den Berufsgruppen
in Baden-Württemberg, die am häufigsten am Arbeitsplatz krankheitsbedingt
fehlen. Da wird nicht nur die Milch sauer.
Zurück
zu Shakira. Sie hat das Rennen wegen ihrer hübschen Beine und
ihrer wohlgeformter Euter gemacht. Wie man sieht, gelten die
selben Richtlinien wie beim "Germany's Next Topmodel". |