Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (31. Januar 2010)
 

   Kann es sein, dass es immer mehr Gipfeltreffen gibt, bei denen immer weniger herauskommt? Vergangene Woche zum Beispiel war die Gipfeldichte enorm. Wichtige Menschen trafen sich auf internationalen Konferenzen, um zum Beispiel über die Zukunft von Haiti oder Afghanistan zu sprechen. Die Allerwichtigsten flogen danach weiter zum Weltwirtschaftsforum nach Davos, dem "Gipfel der Gipfel", wie dessen Cheforganisator Klaus Schwab betont.

   Nun wollen wir nicht behaupten, dass solche Treffen gar nichts bringen. Im zwischenmenschlichen Bereich tut sich da sicher sehr viel, und es ist immer noch besser, als aufeinander zu schiessen. Wir Journalisten können das Ganze ohnehin schwer beurteilen.  Auf Gipfeln werden wir in der Regel in Pressepools gepfercht und in Pressezentren ruhiggestellt. Vom Gipfel selbst erwischen wir allenfalls einen Zipfel.

   Die gemeinsamen Erklärungen, die nach solchen Treffen gerne verbreitet werden, sind allerdings in der Regel derart frei von Inhaltsstoffen, dass man sich im Interesse unserer Umwelt fragt, ob die ganze Fahrerei und Fliegerei wirklich hatte sein müssen. Aber für dieses Problem gibt es ja dann den Klimagipfel, die allerdings auch meist einigermassen ergebnislos enden.



   Die Zunahme an Konferenzen korrespondiert unserer Beobachtung nach mit der Zunahme an Rollkofferträgern, die ratternd ihren Laptop samt ein paar Sachen zum Wechseln hinter sich her ziehen. Vermutlich für die Aussentasche dieser Koffer hat die Computermode-Firma Apple nun ein neues Gerät erfunden. Es heisst "iPad", ist gross und schlank wie ein Schulheft und soll die "Lücke zwischen Handy und Laptop schliessen", wie es allgemein heisst. Diese Lücke ist demnach ziemlich dünn. Manche haben sie noch gar nicht bemerkt. Aber solche Leute sind auch von gestern.

   Wenn wir es richtig verstanden haben, ist der iPad ein einziger grosser Touchscreen (sprich Tatschskrien). Auf so einem Bildschirm kann man wunderbar herumfummeln und den einen oder anderen App (sprich: Äpp) starten. Das ist eine Anwendung, mit der man zum Beispiel Videos gucken, Musik herunterladen oder schräge Spiele spielen kann. Tolle Sache. Allerdings auch ziemlich zeitintensiv, wie man hört.

   Wenn man etwas nicht mehr haben will auf dem Touchscreen, dann wischt man es einfach weg. Das ist so schön und einfach, dass immer mehr Menschen dabei beobachtet werden, wie sie verzweifelt über den Bildschirm ihreres Fernsehers wischen oder über das Foto ihres Lebenspartners in der Hoffnung, es möge ein anderes Bild erscheinen.

   Die Generation Tatschskrien kann leider und meistens nichts für sich behalten, was ihr Gerät so alles kann. Kaum hat man sich gemütlich zusammengesetzt, legen diese Menschen iht iPod auf den Tisch und zeigen ihrem Nachbarn die neueste Spielerei oder machen eine kleine Fotoschau. Die Generation Tatschskrien, das ist die Elite. Das sind jene wichtigen Menschen, die auf Gipfel gehen. Und so allmählich wird uns klar, warum sie auf diesen Sitzungen nichts geregelt bekommen, Sie tatschen und tratschen, wischen und wispern, klopfen und kichern. Und wundern sich am Ende, dass die Welt da draussen sich ein bisschen ver-app-elt vorkommt.
 

 

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