Kann es sein, dass es immer
mehr Gipfeltreffen gibt, bei denen immer weniger herauskommt?
Vergangene Woche zum Beispiel war die Gipfeldichte enorm.
Wichtige Menschen trafen sich auf internationalen Konferenzen,
um zum Beispiel über die Zukunft von Haiti oder Afghanistan
zu sprechen. Die Allerwichtigsten flogen danach weiter zum Weltwirtschaftsforum
nach Davos, dem "Gipfel der Gipfel", wie dessen Cheforganisator
Klaus Schwab betont.
Nun wollen wir
nicht behaupten, dass solche Treffen gar nichts bringen. Im
zwischenmenschlichen Bereich tut sich da sicher sehr
viel, und es ist immer noch besser, als aufeinander zu schiessen.
Wir Journalisten können das Ganze ohnehin schwer beurteilen.
Auf Gipfeln werden wir in der Regel in Pressepools gepfercht
und in Pressezentren ruhiggestellt. Vom Gipfel selbst erwischen
wir allenfalls einen Zipfel.
Die gemeinsamen
Erklärungen, die nach solchen Treffen gerne verbreitet werden,
sind allerdings in der Regel derart frei von Inhaltsstoffen,
dass man sich im Interesse unserer Umwelt fragt, ob die
ganze Fahrerei und Fliegerei wirklich hatte sein müssen. Aber
für dieses Problem gibt es ja dann den Klimagipfel, die allerdings
auch meist einigermassen ergebnislos enden.

Die
Zunahme an Konferenzen korrespondiert unserer Beobachtung
nach mit der Zunahme an Rollkofferträgern, die ratternd ihren
Laptop samt ein paar Sachen zum Wechseln hinter sich her ziehen.
Vermutlich für die Aussentasche dieser Koffer hat die Computermode-Firma
Apple nun ein neues Gerät erfunden. Es heisst "iPad",
ist gross und schlank wie ein Schulheft und soll die "Lücke
zwischen Handy und Laptop schliessen", wie es allgemein
heisst. Diese Lücke ist demnach ziemlich dünn. Manche haben
sie noch gar nicht bemerkt. Aber solche Leute sind auch von
gestern.
Wenn wir es richtig verstanden
haben, ist der iPad ein einziger grosser Touchscreen (sprich
Tatschskrien). Auf so einem Bildschirm kann man wunderbar herumfummeln
und den einen oder anderen App (sprich: Äpp) starten. Das ist
eine Anwendung, mit der man zum Beispiel Videos gucken, Musik
herunterladen oder schräge Spiele spielen kann. Tolle Sache.
Allerdings auch ziemlich zeitintensiv, wie man hört.
Wenn
man etwas nicht mehr haben will auf dem Touchscreen, dann wischt
man es einfach weg. Das ist so schön und einfach, dass immer
mehr Menschen dabei beobachtet werden, wie sie verzweifelt über
den Bildschirm ihreres Fernsehers wischen oder über das Foto
ihres Lebenspartners in der Hoffnung, es möge ein anderes Bild
erscheinen.
Die Generation Tatschskrien
kann leider und meistens nichts für sich behalten, was ihr Gerät
so alles kann. Kaum hat man sich gemütlich zusammengesetzt,
legen diese Menschen iht iPod auf den Tisch und zeigen ihrem
Nachbarn die neueste Spielerei oder machen eine kleine Fotoschau.
Die Generation Tatschskrien, das ist die Elite. Das sind jene
wichtigen Menschen, die auf Gipfel gehen. Und so allmählich
wird uns klar, warum sie auf diesen Sitzungen nichts geregelt
bekommen, Sie tatschen und tratschen, wischen und wispern, klopfen
und kichern. Und wundern sich am Ende, dass die Welt da draussen
sich ein bisschen ver-app-elt vorkommt. |