Liebe Leser, wir müssen
an dieser Stelle leider vermelden, dass Sonderkorrespondent
Bruno D. Secco seit zwei Tagen am Persischen Golf vermisst wird.
Secco sollte für das Ressort "Leib und Magen" unserer
Redaktion von der Eröffnung des Burj Chalifa in Dubai berichten,
die Redaktion erreichte aber nur ein fragmentarisches Gedächtnisprotokoll
unseres Korrespondenten. Da wir nicht abschätzen können,
wann Secco wieder auftaucht, hier seine Eindrücke aus dem höchsten
Gebäude der Welt:
"Kochen können
sie schon, die Araber. Vor 30 Jahren haben sie hier noch Kamele
rumgetrieben und jetzt - alle Wetter! Habe in der Lobby gerade
aus der hohlen Hand einer indischen Jungfrau echten Grinwal-Glibber
an roten Linsen genascht. Der Kollege neben mir fragte nach
Champagner und wird dafür von einem Scheich mit einem Bannfluch
belegt. Alkohol gibt es erst, wenn es dunkel ist oder hinter
dicken Vorhängen. So geht es eben, wenn man den Volontär schickt.
Hätte er mich mal gefragt.
Die Lifte
sind echt der Kracher. Wir jagen in 26 Sekunden in den 55. Stock.
Ein französischer Agenturmann erbricht sich in den Nacken einer
Dame vom italienischen Staatsfernsehen. Die Liftboys
sind knuddelige Kerlchen, denen die Beschleunigung offenbar
nichts ausmacht. Sie tragen die gleichen weissen Betttücher
wie diese unrasierten Sonnenbrillenfuzzies, die hier überall
den Chef spielen. Mein Gott, ist das heiss hier, noch heute
Abend reserviere ich ein Zimmer zum Raclette-Contest in Zermatt.
Habe
mich von der Gruppe abgesetzt. Bin im 86. Stock investigativ
unterwegs und entdecke ein Aparment von der Grösse Heilbronns.
Drin treffe ich einige Kumpels vom CIA. Die Amis testen hier
neue Nacktscanner. Das sei billiger als in Washington. Die
Jungs arbeiten mit Edelprostituierten aus Sankt Petersburg,
wobei noch nicht alles funktioniert. Bei einer Lady platzte
beim wiederholten Scannen ein Implantat. Damit nichts rauskommt,
wird sie nach Guantanamo verbracht. Ich frage nach einem kalten
Bier, aber die Agenten schütteln den Kopf. Die Vorhänge fehlen
noch, erklärt mein alter Spezi Dirty Larry, so lange gebe es
Kamelmilch oder Ovomaltine. Mir wird ein wenig schlecht.

Habe
nach drei Stunden die Gruppe wiedergefunden. Wir sind jetzt
knapp 500 Meter hoch. Zur Feier des Tages springen sogenannte
Jubelperser mit Fallschirmen in die Tiefe. Bevor sie
ihre Schirme öffnen, bilden sie mit ihren Körpern da Vincis
Mona Lisa nach. Ein Grübchen fehlt, der Springer wird als "Kleiner
Unfall" ausgebucht. Die Champagner-Kühler seien übrigens
aus Baden-Württemberg, was auf Arabisch Ibn Schwalbala heisst.
Sie sind aber leer. Es wird immer heisser.
Hier
oben hat eine französische Filmfirma ihr Studio, in dem sie
Bergfilme und Industriewerbung drehen. Zur Zeit boomen am Golf
Imagefilme. Dabei lassen sie die Chefs in einem Aussenaufzug
126 Stockwerke nach oben gleiten, während sie ihre Botschaft
verkünden. Das hat was von Himmelfahrt, sagt der Regisseur.
Einmal gab es aber ein Problem, weil ein belgischer Pommeshersteller
schon im dritten Stock nicht mehr so richtig wusste, was er
noch sagen sollte. Bevor es noch höher geht, tausche ich meine
echte Rolex gegen zwei Dosen eiskaltes Heineken, die ein Betttuchträger
heimlich verhökert. Ausgeschlafene Kerlchen, diese Emiratis.
Macht aber nix, läuft übers Spesenkonto.
Wir
sind jetzt ganz oben, im Verkaufsbüro einer emiratischen Immobilienfirma.
Schneeflocken klatschen an die Fenster. So sieht es jedenfalls
aus. Scheich Rasmud Bimsalah erklärt aber lächelnd, das seien
nur geschredderte Junk-Bonds, die man hier Wind-Deals
nennt. Bimsalah hatte kurz zuvor Louis van Gaal (siehe Bild)
eine 40-Zimmer-Suite verhökert, in der die Bayern künftig die
ganz langen Pässe üben wollen.
Ich
checke kurz onlne die Bonität meiner Redaktions-Kreditkarte.
Müsste eigentlich für ein möbiliertes Turmzimmer mit integriertem
Service-Inder reichen. Grandiose Aussicht, es gibt sogar
eine Minibar und Fenster, die sich öffnen lassen. Man sagt ja,
dass hier oben der Wind mit bis zu 180 Sachen pfeift. Aber das
kenne ich aus dem Schwarzwald. Lothar hatte mehr drauf. Wow
- in der Minibar ist Shampus. Ein Prosit auf das höchste Haus
der Welt."
Hier enden Seccos Aufzeichnungen,
die als Anhang zu seiner Rechnung übermittelt wurden. Ein Liftpage
will ihn aber kürzlich im 129. Stock auf der Feuerleiter gesehen
haben. Wir bleiben dran. |