Detonationen, Pulverdampf,
zersplitternde Lichter am düsteren Nachthimmel, mettalischer
Geschmack und ein seifiges Gefühl im Rachen. Und dann der Magen:
Er schwappt hin und her wie ein Tapir in einem Tsunami. Nein,
wir sprechen nicht von der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth, die
ja erst im Januar stattfindet, sondern vom Hinüberrutschen des
deutschen Volkes in das Jahr 2010 (siehe Bild). Auch unsere
Redaktion feuerte einige Granaten aus ihrem Dienstmörser
ab, bevor sie in die Nacht ausschwärmte, um zu reportieren,
wie das Land ins neue Jahr taumelte. Keine Persönlichkeit aus
Politik und Gesellschaft, die uns nicht Rede und Antwort gestanden
hätte.
Dirk Nebel: Hatte einen
ruhigen Jahreswechsel. Habe ein Buch von einem Menschen namens
Jean Ziegler gelesen, das mir Ärzte ohne Grenzen oder
sonst irgendjemand geschenkt hat. Soll ja so was wie ein Erfolgsautor
sein. Toller Thriller: "Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind."
Spielt in der Schweiz, glaube ich. Wenn das auf Tatsachen beruht,
müssen wir in unserem Nachbarland schnell und unbürokratisch
Entwicklungshilfe leisten.
Boris
Becker: Gegen Mitternacht hatte ich gerade beim Stanglwirt
in Kitz einen vergoldeten Pudding gegessen, da wurde
Lilly schon vom Zuschauen schlecht. Diese Gewichtszunahme in
der Schwangerschaft ist halt kein Zuckerschlecken. Ich dagegen
habe mir meinen Bauch methodisch angefressen - endlich klebt
meine Gucci-Sonnenbrille auch nach dem zwölften Champagner sicher
auf den Backen. Apropos: Ab wann dürfen Babys eigentlich in
der First Class fliegen?
Freiherr
zu Guttenberg: Mit meinem Vater die Neunte auf dem Orchestrion
gegeben. Unmittelbar nach dem Schlusschor habe ich mir die Erlaubnis
zum Luftschlag erteilt. Unter uns: Der schwedische Akzent meiner
sagenhaft blonden Frau ist besonders entzückend, wenn sie einen
Schwips hat. Nur an die Frisur darf sie mir nicht, damit
das klar ist. Später Live-Schaltung nach Kundus. Tolle Stimmung.
Bei Aldi Südsüdsüdost waren alle Sprengstoffgürtel ausverkauft.
Jede Kuh trug ihre schönste Burka. Die Menschen dort unten wachsen
einem richtig ans Herz. Wenn sie mir nur nicht immer über den
Kopf streichen würden.

Karl
Lagerfeld: Mit meinem Schützling Baptiste Giabiconi eine
Cola Zero getrunken. Grelle Buntheit und überfliessender
Optimismus verstören mich. Bapi wollte unbedingt raus - schrecklich
Chichi alles. Als plötzlich eine Rakete durch mich hindurchflog,
ohne auf nennenswerten Widerstand zu stossen, war's dann genug.
Von zwei Feuervögeln mit azurblauem Bukett liess ich mich nach
Hause fliegen.
Martin Schmitt:
Wir haben mit den Österreichern richtig gefeiert, Es gab ein
tolles Essen: Ein drei Stunden bei 34 Grad gegarter Broccoli
mit einer Sauce aus heissem Wasser und einem Tropfen Sesamöl.
War zum Pratzen voll. Danach aber erst mal Hanteltraining mit
Fliegengewichten.
Christine Neubauer:
Konnte zur Sivester nicht aus der Sonne Afrikas nach Deutschland
kommen, weil ich meinen 34. Film dort unten drehe. Spiele eine
Ärztin, deren Mann auf tragische Weise verunglückte (von
einer Giraffe zertrampelt, als er bei einer jungen Schwarzen
einen unentgeltlichen Notkaiserschnitt durchführen will), die
dann seine Praxis übernimmt und mit ihrem Dekolleté Tote zum
Leben erweckt. Toll, dass hier in Kenia, oder wo das ist, alle
Deutsch sprechen und Vollweiberei erlaubt ist.
Unbekannter
Sicherheitsbeamter am Flughafen Frankfurt: Hier war vielleicht
was los! Alle wollten noch ins Ausland, bevor diese Nacktscanner
kommen. Man kann sich nicht vorstellen, was die Leute alles
in ihren Unterhosen mitschleppen: Bestecksammlungen, Thomas-Bernhard-Gesamtausgaben,
Gebrauchtwagen und Putzfrauen ohne Arbeitserlaubnis. Aber wir
haben die Dreckskerle ordentlich gefilzt.
Schliesslich
noch Olaf F., ein Autonomer aus Berlin: Wir haben erst
eine Runde fett gehartzt und gingen dann gemeinsam zum Bleigiessen
über. Das geht so: Man zündet zwei bis drei SUVs an und
wartet, bis sie zu einer schmauchenden Masse zusammenschnurzeln.
Und siehe da: Ein Protz-Auto verwandelt sich in so was wie einen
Regenschirm. Heisst das nicht, man soll Unangenehmlichkeiten
vermeiden? Oder krieg ich endlich meine Erwerbsunfähigkeitsrente?
Mensch, das wäre ein Ding. Wünsch euch ein Supi-Jahr! |