Frühsommer 2010: Die Welt
blickt nach Stuttgart. Die ersten Probebohrungen zum Bau des
tiefergelegten Rallyebahnhofs Stuttgart 21 bringen ungeahnte
historische Schätze ans Tageslicht (siehe Bild). Unweit der
unteren Schlossgartenanlagen wurde in 328 Meter Tiefe eine Zahnspange
gefunden, die mutmasslich Richard von Weizsäcker einst auf dem
Schulweg gegen ein Leberwurstweckle eingetauscht hatte. Nicht
weit davon entfernt stiessen die Bohrer auf hartledrige Gewebereste
des seit 1972 vermissten Karl-Otto H. Der als "Underberg-Charly"
stadtbekannte Trinker wurde zuletzt am 11. März 1972 an der
Kasse einer Nanz-Filiale gesehen, als er mit Monopolygeld
ein Gebinde Schinkenhäger bezahlen wollte. Danach verlor
sich jede Spur, die Polizei schloss die Akte am 14. März 1972.
Archäologen
aus der ganzen Welt versuchen angesichts der ersten Sensationsfunde
den Stuttgarter Boden unter internationalen Schutz stellen zu
lassen. Man erhofft sich Spuren von dem um 1645 verschwundenen
Waldholzbrett, auf dem Maria Steggle aus Feuerbach kurz zuvor
die ersten schwäbischen Frischeispätzle geschabt haben soll.
In der Nähe des vermuteten Fundorts wurden allerdings bisher
nur mumifizierte Reste mittelalterlicher Rindswürste
und ein Ford Taunus Baujahr 1965 gefunden, in dessen Kofferraum
sich ein lieblos in Beton eingegossener männlicher Torso befand.
Der Fund dürfte historisch weniger interessant sein, da der
Ford in grosser Stückzahl produziert worden ist. Würste dieser
Machart werden heute noch unter dem Namen Jambalaya in guten
Restaurants angeboten.
 Die
historische Wucht der Ausgrabungen beschert Stuttgart zwar globales
Ansehen, aber auch finanzielle Probleme, da nur sehr langsam
gebohrt werden kann, um andere Schätze nicht zu zerstören. Zudem
gab es einen gewaltigen Wassereinbruch. Spezialisten fanden
heraus, dass unweit der geplanten Tunnelröhre ein Fluss durch
die Stadt fliesst, von dessen Existenz kein Ingenieur gewusst
haben will. Der versehentliche Tiefenanstich des Neckars
wird das Projekt von 4,4 auf etwa 23,1 Milliarden Euro verteuern,
da der blöde Fluss etwa acht Kilometer verlegt werden muss.
Erste Klagen dagegen sind bereits anhängig. Bis der erste
Zug trocken durch Stuttgarts Erde röhren kann, rehnet man
jetzt mit dem Jahr 2045.
Unabhängig
davon arbeit Ministerpräsident Stefan Mappus seit Wochen an
seiner Bahnhofsrede, die er im Juni 2010 bei der Eröffnung einer
Kindertagesstätte in Degerloch halten will. Unserer Redaktion
liegen bereits erste Textbausteine vor. "Liebe Kinder,
stellt euch vor, ihr steigt in Stuttgart in einen Zug, und der
fliegt dann praktisch schon. Unterirdisch sozusagen. Damit rückt
Stuttgart näher an Echterdingen und Paris. Ihr könnt also, praktisch
sozusagen, von zu Hause direkt in die Welt oder nach Baden-Württemberg.
Damit fliegt ihr schon vom Hauptbahnhof los, mit Gepäck
und unterirdisch, also nicht über München. Stuttgart-Nahgold,
alles ratzfatz, und das auch noch im Tunnel."
So
weit die uns vorliegenden Textentwürfe. Mappus wird aber auch
noch einen sensationellen Grabungsfund präsentieren. Laut unseren
Informationen handelt es sich dabei um einen kariösen Backenzahn
von Friedrich Schiller, den der Dichter bei einer Schlägerei
um die Gunst einer Krautmagd auf den Fildern eingebüsst hat
und der nun unterhalb der Planie gefunden wurde. Durch nötige
Untersuchungen über die Wanderungen der Erdkruste verzögert
sich das Projekt um weitere 20 Jahre. So lange wird vom alten
Bahnhof aus geflogen. |