Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. Oktober 2009)
 
Sägenhaft


   In Fischbach in der Pfalz geht an diesem Wochenende die erste Deutsche Meisterschaft im Schnellkettensägen über die Bühne - wobei Sie "über die Bühne gehen" bitte nicht wörtlich nehmen. Speedcarver, wie sich die Akteure nennen, arbeiten auf Augenhöhe mit ihrem Publikum.

   Speedcarving ist eine wunderbar sinnfreie Veranstaltung. Die Waldarbeiter sägen mit ihrem schweren Gerät in einer Dreiviertelstunde aus Baumstämmen Eulen, Adler oder Pferdeköpfe heraus, Dinge, die kein Mensch braucht. Bei dem Schnellsägenmassager geht es höllisch laut zu wie bei einem Formel-1-Rennen. Allerdings fehlen die Boxenluder. Die müssen sich die Speedcarver, falls Not am Mann ist, selbst zurechtsägen.

   Obwohl ich eine Waldallergie habe und den deutschen Forst weiträumig umfahre, bin ich vor Jahren auf einen Schnellsägewettbewerb gestossen. Das war eher zufällig, denn eigentlich, es war spät in der Nacht, war ich auf der Suche nach Frauen, die sich auf Fussball- oder Volleyballfeldern ihre Leibchen ausziehen. Beim Zappen blieb ich bei den Sägern hängen. Ich war begeistert von den Kerlen, die sich an Baumstämmen zu schaffen machen und dabei so kunstfertig ihr Werkzeug in die Kamera halten, dass man den Hersteller erkennen kann. Damals habe ich Holz geleckt.

   In jener Nacht habe ich auch begriffen, dass Sägen ganz allgemein unterschätzt wird. Sägen ist eine ernste Sache. Man merkt das daran, dass es weltweit nur einen Sägerwitz von Rang gibt. Hält ein Mann in der Kneipe zwei Finger in die Höhe und ruft: "Fünf Bier für die Männer vom Sägewerk."

   Falls Sie den Eindruck haben, diese Kolumne sei etwas zu hölzern, dann will ich nicht widersprechen. Wenn dem so ist, dann hängt es damit zusammen, dass der Autor geknickt ist wie ein morscher Baum nach einem Herbststurm. Nicht er, sondern eine Frau hat in dieser Woche den Literaturhobelpreis bekommen. Aber das soll ihn nicht daran hindern, Ihnen ein Gesägnetes Wochenende zu wünschen.
 

 

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