Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. Oktober 2009)
 

   Der gewaltige Erfolg der allseits beliebten Zeitschrift "Lettre International" hat unsere Redaktion "Wein und Märkte" tagelang nicht schlafen lassen. Da müsste doch was gehen? Am Ende eines 40-stündigen Brain-in's unserer 32-köpfigen Arbeitsgruppe standen ein Angina-Pectoris-Anfall, vier leere Fässer Kaffee, sechs Lot Fernet pro Mann und der Beschluss, einen zweiten Titel namens "Hector" zu publizieren.

   "Hector" versteht sich als interdisziplinär-elitäres Organ für den zerriebenen Mittelstand. Der Themenplan des ersten Heftes wird derzeit erstellt. Zugesagt hat bereits Guido Westerwelle, der einen Einblick in die brave Seele des Liberalismus gibt. Überschrift: "Wie man mit Entlassungen Arbeitsplätze schafft - zur Theorie einer angebotsgesteuerten Wirtschaftspolitik im freien Fall, äh, Markt." David Letterman wird sich feinsinnige Gedanken über den Penisneid seiner Kollegen machen. Das wäre die Hälfte des auf 120 Seiten projektierten Magazins.

   Höhepunkt soll allerdings ein Interview mit Otto Runfried Graf Schwolms-Nettelstett, HSH Maitre Maitresse-Esquire sein, der sich über die Migrationsprobleme des Adels hierzulande auslässt. Schwolm-Nettelstett war vor kurzem weltweit aufgefallen, als er beim sechsmonatigen Fost-Akt zum 30-Jahr-Jubiläum des Möbel-Klassikers "Billy" Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (siehe Bild) als "Regalbrett-Kobold" attackierte. Im nachfolgenden Faustkampf verlor Kamprad seine Mütze, Schwolm-Nettelstett ein Zahnimplantat und seine Würde als Aristokrat. Man verabredete sich zum Duell. Kamprad wählt als Waffe den Wasserkessel Trudelut.


   Der Termin ist offen. Vorher stellt sich Schwolm-Nettelstett aber noch "Hector". Deutschland, so das gräfliche Credo, dränge den Adel zusehends an den Rand. Das gemeine Volk vermehre sich dagegen hemmungslos weiter und erhalte dafür auch noch staatliche Alimentationen wie Kindergeld oder Hartz IV. Der Adel siecht dagegen, geschwächt von rätselhaften Inzest-Erkrankungen und gequält von Steuerlasten. "Es kommen doch schon heute 10 000 Bürgerliche auf einen von uns."

   Sturkopf, Mahner, Visionär? "Hector" wird es enthüllen. In deutschen Wäldern und Auen, so der Graf, werden jetzt schon am lichten Tag arbeitsfähige Männer gesichtet, die angesichts eines Edlen nicht mal mehr den Hut lüften, weil sie gar keinen tragen. "Das Land stirbt", klagt Schwolms-Nettelstett. Demnächst mehr im "Hector".
 

 

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