Die Woche wimmelte von Durchhaltemetaphern:
Man sah Talsohlen am Ende des Tunnels, durchschritt den herannahenden
Aufschwung, der sich am Horizont aufhellte und schöpfte Hoffnung
aus dem Brunnen am Ende der Durststrecke. Nicht alle, die so
redeten, waren betrunken. Sie sahen einfach, was andere nicht
sahen: Die Krise ist vorbei. Noch gestern würgte sie
mit sehnigen Armen alle Länder der Welt, mit Ausnahme von Nordkorea
vielleicht. Doch wie ein Lavastrom, der sich vielfach teilt,
verlor sich ihre Kraft. Die Menschen planten wieder einen Urlaub
am Meer und spielten mit den Schwiegereltern Monopoly.
Doch
ist die Zuversicht wirklich begründet? Unsere Redaktion
für Prognose hat ihre alte Wahrsagerkabine verlassen, in der
wir bereits das entsetzliche Erdbeben von Bielefeld im 16. Jahrundert
vorhersagten, und machte sich daran, die Vorboten des Aufschwungs
zu identifizieren.
Ein erstes Signal
für das Ende der Krise ist die Tatsache, dass die Hypo Real
Estate wieder einen grossvolumigen Pfandbrief auf den Markt
wirft. Mit unserer langstieligen Börsenzange fassten wir das
Papier an und stellten aus sicherer Entfernung einen stechenden
Geruch nach Fäulnis und Verderben fest. Dennoch: Wer einen
luftdichten Keller hat, sollte sich den Kauf überlegen.
Damit
nicht genug: In diesem Jahr konnten Verbraucher weitaus mehr
heimische Pflaumen als im Vorjahr kaufen. Gleiches gilt für
für Zwetschgen, Mirabellen und Renekloden. Lassen Sie sich aber
bei der Bank ihres Vertrauens genau erklären, um was es sich
bei diesen Dingern handelt. Bulgarische Renekloden aus dem Internet
sind zwar billig, verlieren aber nach kurzer Zeit drei Viertel
ihres Ausgabewertes. Qualitäts-Renekloden garantieren dagegen
am Ende der Laufzeit das eingezahlte Kapital. Wer den Geschmack
nicht mag, stellt sie ungegessen ins Depot. Auch die arbeitslosen
Investmentbanker, die mit Einkaufswagen und altem Regenmantel
in den Fussgängerzonen herumlungern, schöpfen Hoffnung. Ihre
Boni werden seit kurzem nicht mehr bespuckt und zerrissen, sondern
in den Tafelläden der Caritas als Zahlungsmittel akzeptiert.
 In
den vergangenen Tagen ballten sich die Zuversichtsindikatoren
dann regelrecht zusammen: Zunächst meldete Boris Becker eine
Schwangerschaft - Bilder des Ex-Profis zeigten tatsächlich einen
Bauch, der die Form eines Tennisschläger angenommen hat. Mit
seiner Schwangerschaft wollte er ein Zeichen setzen, dass man
auch in schwierigen wirtschaftlichen Situationen Kammgarnanzüge
mit verstellbarem Bund kaufen kann, sagte Becker, der im Übrigen
einen verwirrten Eindruck machte.
Und
schliesslich noch das: Sky Dumont (siehe Bild) hat wieder das
Terrain der öffentlichen Wahrnehmung betreten. Sky Dumont
gilt als untrüglicher Krisenseismograf: Bei geringsten Schwankungen
des Aussenwirtschaftshandels stellen sich eine silbernen Haare
nach oben, sein warmes Lächeln wwird eisig, worauf er selbst
in einen Krisenschlaf versinkt, der bis zu vier Jahre dauern
kann. Wer jetzt aber im Morgengrauen einen Sky Dumont entdeckt,
weiss: Das Schlimmste ist vorbei. Dumont gibt eifrig Interviews
bei Burda und "Bild" und verbreitet eine frohe, nahezu
weihnachtliche Stimmung. Er sollte in keinem Aktiendepot fehlen.
Alles in allem ist jetzt klar: Wir sehen endlich Licht am Ende
der Talsohle. |