Der Herbst kommt, die Vögel
verlassen das Land und haben die Abwrackprämie (hier mit Kumpel
Willi, siehe Bild) mitgenommen. Nach einem kurzen Zwischenstopp
auf den Balearen, wo die müde Prämie auf Drängen eines öligen
Investors zwei marode Touristentempel mit einem Mini-Tsunami
vom Sandstrand spült, weilt sie jetzt erschöpft im Winterquartier
auf einer kleinen Seychellen-Privatinsel. Dort lebt sie
hinter einem kilometerlangen Sichtschutz aus unvermählten Asiatinnen
Bucht an Bucht mit alternden Hollywoodsternen und unlängst reich
gewordenen Chefverkäufern japanischer Kleinwagen.
Unsere
Redaktion "Aufbruch und Abbruch" hat sich auf die
beschwerliche Fernreise gemacht, um mit der urlaubenden Prämie
über die ökonomische Zukunft ihres Heimatslandes zu sprechen.
Der Kollege musste eine Erklärung unterschreiben, das er nicht
Besitzer eines mehr als zehn Jahre alten Autos ist, dann
wird er vorgelassen.
Die Prämie zeigt
sich guter Dinge und schlürft lässig einen Cocktail "Westerwind"
(frisch geschredderte Liberale auf Lemoneneis). Das Problem
sei nur, erklärt die Prämie, dass durch ihr Wirken die Deutschen
gelernt hätten, dass man für jeden alten Mist eine Menge
Geld bekommt, wenn man ihn plattmachen lässt und sich neuen
Mist kauft. Dieses Modell müsse natürlich jetzt fortgeführt
werden, sonst platzt die Blase, und die Börse kollabiert.
 Danach
lächelt die Lady Wracky gütig und erklärt, dass sie in den vergangenen
acht Monaten genug Zeit hatte, um Ableger im Land zu platzieren.
Abwrackprämien vermehren sich wie Agrarsubvensionen und EU-Mittel
ungeschlechtlich, indem sie Kokons an geeigneten Stellen implantieren
und per Funkbefehl rechtzeitig aktivieren.
Als
Nächstes werden die Deutschen mit einer Abwahlprämie für die
Grosse Koalition manipuliert. Wracky erzählt, dass liberale
Greifertrupps von morgen an mit Frankfurter Kranz und koffeinfreiem
Kaffee in Pflegeheimen Stimmen sammeln, die Linke bietet
eine Lafontaine-Büste aus Stahlbeton und ein Pfund rote
Blätter aus den 70ern für eine Stimme, die Grünen eine virtuelle
Umarmung mit Altstar Joschka Fischer im Internet und ein halbes
Lot Hanfsamen.
Dass dies Bestechung
sei, weist die Prämie zurück. "Papperlapapp", töbert
Wracky, "das ist nur die Fortsetzung des Prinzips 'neuer
Schrott für alten Schrott'." Überhaupt sei das bei den
Autos ja nicht anders gewesen. Der Druck auf Altwagenbesitzer,
ihre Möhren in die Presse zu geben, war derart gewaltig, dass
sich Verweigerer einem Hartz-IV-Verdacht aussetzten.
Aber wer wollte das schon. "Und nur so", sagt Wracky,
"kurbeln wir die Konjunktur an."
Vor
Weihnachten wird deshalb die Rückgabe von weissen Sommer-Schokokugeln
mit fünf Euro und einer Tonne Dominosteine belohnt. Zur Stützung
der gebeutelten Automobil-Zulieferindustrie wwerden alte Christbaum-Leuchtketten
für 500 Euro aufgekauft, wenn der Besitzer seinen Weihnachtsbaum
2009 mit Nebelscheinwerfern, Warnblinkleuchten, Zündkerzen
oder Bremsscheiben schmückt. Zum Fest gibt es zudem eine
Trollinger-Flatrate für jeden abgewrackten Röhrenfernseher.
Was
danach kommt, will Wracky nicht sagen. Sie zupft genüsslich
etwas halbgares Zitronengras und bittet den Kollegen zu gehen. |