Dass der Krieg seine schönen
Seiten hat, ist unter Künstlern und Feuilletion-Journalisten
unumstritten. So findet auch Quentin Tarantinos neuer Film "Inglourious
Bastards" viel Lob, zeigt er doch faszinierend detailgetreu,
wie Schädel zertrümmert und Nazi-Skalps fachmännisch abgezogen
werden. War halt doch nicht alles schlecht, damals. Das
Publikum reagiert euphorisch. In den ersten Vorstellungen schossen
Besucher aus Begeisterung in die Luft oder bohrten übermütig
ihre Messer in die Rückenlehne des Vordermanns.
US-Präsident
Obama gehört ebenfalls zu denjenigen, die den Krieg wieder zurück
zu den Menschen bringen wollen. Er lehnte diese Woche den Bau
einer atombombensicheren Kombüse in seinem Diensthubschrauber
ab. Er brauche keinen Helicopter, "in dem ich mir ein Essen
kochen könnte, während wir unter nuklearen Beschuss stehen".
Weitere Kampfflugzeuge vom Typ F-22 werde es auch nicht geben.
Sie hätten die Steuerzahler fast zwei Milliarden Dollar gekostet.
Obama verschwieg allerdings, dass man dafür auch ordentlich
was bekommt: Körpergerechte Sitze, Knie- und Schläfenairbags,
variable Innenbeleuchtung, CO²-Abscheider und ein getrenntes
Raucherabteil.
Obama steht mit seiner
Abkehr vom schnöden Technizismus in einer langen Tradition.
Wie "Der Spiegel" diese Woche berichtete, versuchten
die USA schon immer etwas fantasievollere Waffen zu entwickeln:
Fledermäuse mit umgeschnallten Brandsätzen, unsinkbare
Flugzeugträger aus Eis, Bomben mit Hormonstoffen, die feindliche
Soldaten zu Homosexuellen machen sollten.

Aus
Sicht der seriösen Wissenschaft sind das betuliche Skurrilitäten.
Unsere Wissenschaftsredaktion forscht seit langem an der Entwicklung
von effizienten und zugleich humanen Waffensystemen, die auch
für ein mittleres Einkommen oder gar für einen afrikanischen
Zwergstaat erschwinglich sind und gleichzeitig die schwülen
Fantasien von Generälen und Filmemachern bedienen. Ihr Hauptzweck:
Den Krieg als inneres Erlebnis wiederzubeleben und einem weinerlichen
Pazifismus Paroli zu bieten.
So stehen
in unserer alten Garage noch einige Schüttelgeneratoren, die
ganze Landstriche so in Vibration versetzen, dass keine geordnete
Schlachtaufstellung mehr möglich ist. Entwickelt werden auch
intelligente Flugkörper, die höflich an der Tür klingeln
und erst, nachdem sie sich vergewissert haben, an der richtigen
Adresse zu sein, detonieren. Zugleich achten sie darauf, dass
Gegenstände der sozialen Grundsicherung wie Fernseher oder Bestecksätze
nicht beschädigt werden. Noch in der Testphase sind Sex-Bomben
(siehe Bild) und gute Minen, die Haarausfall und Nervosität
auslösen. Die Bio-Bomblets, die mehrere Quadratkilometer Gelände
so dicht mit Blumenkohl bepflastern können, dass eine ganze
gegnerische Division schmerzhafte Blähungen bekommt, sind so
gut wie verkauft. An wen, verraten wir natürlich nicht. Bei
unserer Redaktion selbst hat man sehr gute Erfahrungen mit vergifteten
Schlagzeilen gemacht, die beim Leser sofort wehrkraftzersetzende
Gemütszustände auslösen.
Genug! Möge
der Ernstfall nur im Kino eintreten. Falls Sie den Eindruck
haben, diese Militär-Fantasien trügen Züge von Wahnsinn, haben
Sie wohl recht. Es kann aber auch die Hitze sein. |