Diese Woche macht, was sie
will. Die Wolken gönnen mir Sonne nicht, und wer soll nur die
neuen Bundesliga-Spielzeiten verstehen? Es ist zum Heulen. Ich
möchte mal allen die Meinung geigen: Ihr Kachelmanns, Ihr Zwanzigers
- so nicht!
Aber ich habe genug vom
Protestieren und Demonstrieren. Es ist zu laut, die T-Shirt
zu eng, ausserdem wird zu viel gelaufen. Früher hab' ich es
versucht, für die Freiheit der Universitäten und gegen den Kantinenfrass.
Danach wurde alles nur schlimmer. Zu den Studiengebühren kamen
die wunde Füsse, und das halbe Hähnchen feiert nach wie vor
seine Wiederauferstehung als Geschnetzeltes und Frikassee. Heute
würde ich nur noch demonstrieren, damit man mich endlich in
ruhe lässt. Es ist ein stiller Protest.
"Heuchler!
Verräter! Schnarchgesicht! Mit so einem wir dir geht die Welt
zugrunde", schimpfen meine idealistischen Freunde. "Stimmt
alles", antworte ich. "Aber mal praktisch gesehen:
Weshalb mangelt es selbst bei einem einfachen Sitzstreik an
bequemen Gestühl?! "Zyniker! Sofahocker! Materialist!",
schreien sie. "Man darf die Werte nicht an Bequemheit und
Geld messen!" "Aha", sage ich. "Und wohin
führt unsere Kostenlos-Kultur? Das Internet wird geplündert,
die Probierecke beim Metzger leergefressen, und jetzt sollen
noch Demonstranten für lau schuften?"
In
Brasilien, meldet unser Korrespondent, muss man für Miet-Demonstranten
zahlen - egal, ob für oder gegen eine Sache. Das ist doch einmal
ein unideologischer Ansatz, sieht man von den Kapitalisten und
Exhibitionisten ab. Und es ist ökonomisch sinnvoll: Demonstranten
kurbeln die Wirtschaft an, insofern sie nicht gegen die Wirtschaft
protestieren. In diesem Fall müsste man auch die Gegendemonstranten
entlohnen.
Für etwas Geld würde auch
ich wieder auf die Strasse gehen. Ich hätte schon eine Anzeige
parat: "1-a-Demonstrant, engagiert, flexibel, örtlich ungebunden,
sucht Einsatz auf Honorarbasis. Kann schnell laut werden, stramm
marschieren und je nach Bedarf die Faust ballen oder den Arm
strecken. Fester Strassenbelag bevorzugt." Das mag ja aus
Gründen der Moral bedenklich sein, weil mein Engagement etwas
geheuchelt ist. Aber dagegen soll dann ein anderer protestieren. |