Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. Juli 2009)
 

   Die Woche stand im Zeichen der bemannten Raumfahrt. Zum Gedenken an die erste Mondlandung vor 40 Jahren verwandelten sich in ganz Deutschland bis dato risikoscheue Ehemänner in grisselige Schwarz-Weiss-Schemen, stülpten sich Gurkengläser über den Kopf, warfen Staubsauger über den Rücken und stolperten mit kleinen Schritten für das Gemüsebeet und grossen für die Menschheit durch die Vorgärten ihrer Mitteelstandssiedlungen. Ihren Zucchinibeeten geben sie Namen wie Alpha Centauri, ihr Morgenmüsli schmeckt nach Mondstaub.

   Aber nicht nur die Deutschen sind gebannt vom Abenteuer Raumfahrt. Auch der Amateur-Astronom Anthony Wesley staunte nicht schlecht, als er im australischen Camberra sein Teleskop in der Nacht zum 20. Juli auf den Jupiter (siehe Bild: 4. von rechts) richtete: Das Anlitz des Planeten war nicht mehr makellos: "In Jupiters Südpolregion kam ein dunkler Fleck ins Sichtfeld", notierte der Australier in seinem Beobachtungs-Blog. Nun kennt jeder von uns den Jupiter als betulichen, mitunter sogar weinerlich ins Schlafzimmer hineinschleichenden Gesellen, dessen milder Glanz zahlloseDichter zu Sonetten und Elegien inspiriert hat, wozu uns gerade kein Beispiel einfällt. Aber wenn schon ein stoisch ddurchs All ziehender Standardplanet Unsauberkeiten aufweist, wei soll es dann erst auf unserer Erde, jenber faulen Schmuddelecke des Alls, aussehen? Auch unsere Wissenschaftsredaktion war von dieser Frage umgetrieben und starrte Nacht für Nacht aus ihrem Teleskop ins Offene. Was wir sahen, kann nur als alarmierend bezeichnet werden.



   Zum Beispiel jene seltsame Anomalie am linken Oberschenkel unserer Nachbarin, die wir Punkt 23:33 Uhr beim Umziehen beobachteten. Ein Kometeneinschlag vergleichbar der Shoemaaker-Levy-Detonation auf dem Jupiter im Jahr 1994? Für eine Bestätigung dieser sensationellen Theorie ist es noch zu früh. Anderntags schleppten wir unser Okular zur Arbeit mit und nahmen die dunklen Flecken auf dem Büroschreibtisch des Kollegen ins Visier. Sie legen die Annahme nahe, eine Gashülle in seiner Frühstücksbox, die seit ein paar tausend Jahren im Orbit des Grossraumbüros herumdümpelt, sei explodiert.

   Man sieht: Es lohnt sich, auch die kleinsten Anzeichen des bevorstehenden Weltuntergangs zu beachten. Spätestens, wenn Ihre Zeitung von Gravitationskräften zerrissen wird, ohne dass Ihre Kinder sie in Händen hatten, wenn die Milchstrasse plötzlich vier Monate haltbar ist und sich der Mann im Mond zu seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS bekennt, droht Ungemach. All dies kann für das bevorstehende Armageddon stehen. Bewahren Sie Ruhe. Stellen Sie das Teleskop scharf und warten Sie ab. Wenn Sie dunkle Flecken sehen, wischen Sie erst mal die Linse ab. Könnte sein, das alles halb so wild wird. Vielleicht sind Sie ja nur in eine Sonnenfinnsternis gestolpert.
 

 

Zurück